Zum 30jährigen Jubiläum
Zum 20jährigen Jubiläum
Zum 10jährigen Jubiläum
Zum 30jährigen Jubiläum
30 Jahre CineGraph Babelsberg – Eine Trailerrevue
24.09.2021, 19:00 Uhr im Zeughauskino.
Feiern Sie mit uns und mit Jenny Jugo, Adolf Wohlbrück, Henny Porten, Manfred Krug, Hedy Lamarr, Helge Schneider, Jenny Gröllmann, Peter Lorre, Uschi Glas, Heinz Rühmann, Christel Bodenstein, Rudolf Klein-Rogge, Renate Müller, Marius Müller-Westernhagen, Hilde Hildebrandt, Hubert von Meyerinck, Dagmar Manzel, Harry Baur, Lilian Harvey, Winfried Glazeder, Gila von Weitershausen, Willy Fritsch, Gisela Uhlen, Gustav Fröhlich, Paul Kemp, Gerda Maurus und vielen mehr!
Sie alle sind Teil unserer Jubiläums-Trailerrevue, einem wilden Kinoritt durch 30 Jahre Forschungs- und Vermittlungsarbeit zur deutschen und deutschsprachigen Filmgeschichte: Mehr als 500 Filme liefen in den vergangenen drei Jahrzehnten in den Filmreihen von CineGraph Babelsberg, sowohl in den monatlichen Programmen Wiederentdeckt und FilmDokument als auch in Sondervorstellungen, im Rahmen von Tagungen und im Freiluftkino in Woltersdorf, wo Joe May einst seine monumentalen Stummfilme drehte.
Die Filme selbst sollen an diesem Abend von der Vereins- wie Filmgeschichte erzählen, in Form von Trailern zu Filmen, die schon einmal in einer unserer Reihen gezeigt wurden, oder – ganz im Sinne eines Trailers – die demnächst dort laufen werden, von der Stummfilmzeit bis ins Nachwendedeutschland.
In der mittlerweile historisch gewordenen Nachwendezeit, im Herbst 1991, hatten sich Filmschaffende und -forschende im Babelsberger Büro des DEFA-Szenenbildners Alfred Hirschmeier versammelt, um den Verein CineGraph Babelsberg, Berlin-Brandenburgisches Centrum für Filmforschung e.V. zu gründen. Seit 1992 werden nun monatlich im Zeughauskino Spielfilme wiederentdeckt, 1997 kam die dem Dokumentarfilm gewidmete Reihe FilmDokument im Arsenal und Zeughauskino hinzu, unterstützt von den Archivpartnern Bundesarchiv, Deutsche Kinemathek und Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung. Von Anfang begleiteten wir die Filmvorführungen mit Einführungsvorträgen, die ab 1996 auch als Textbeiträge in der Zeitschrift Filmblatt veröffentlicht wurden, der einzigen Fachzeitschrift zum deutschsprachigen Filmerbe, in der zuletzt auch mehrere Beiträge zur Vereinsgeschichte erschienen sind. Allotria für die nächsten 30 Jahre!
Mit Gästen und Peter Gotthardt am Flügel
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Mit ausgewählten Fundstücken und Anekdoten möchten wir an dieser Stelle Einblicke geben in die Vereinsarbeit der vergangenen Jahrzehnte, in die Planung unserer Filmreihen Wiederentdeckt und FilmDokument, die Redaktion unserer Zeitschrift Filmblatt und der Filmblatt-Schriften.
Weitere Jubiläumsbeiträge finden Sie unter Texte
Wiederentdeckt auf dem Zeughauskino Programmheft
Bald schon wird das 300. Programm von Wiederentdeckt über die Leinwand des Zeughauskinos flackern. Begonnen haben wir mit unseren Archivausgrabungen und Spielfilmentdeckungen im Juni 1992 mit dem Stummfilm Milak, der Grönlandjäger (1927) und damit nur wenige Monate nach der Gründung des Kinos im Februar 1992. Zweimal in knapp 30 Jahren haben wir es mit unserer Filmreihe Wiederentdeckt aufs Titelblatt geschafft – 2007 und 2017 – und den „Cover-Girls“ Camilla Horn und Kristina Söderbaum.
Muss es uns zu denken geben, dass es sich in beiden Fällen um Filme aus der Zeit des Nationalsozialismus handelt? Obendrein 2007 mit Weiße Sklaven (1936) um einen antisowjetischen Propagandafilm, und das in einem Programmheft, in dem neben Wiederentdeckt auch die von Vereinsmitglied Michael Wedel kuratierte Richard-Eichberg-Retrospektive angekündigt wird, zu der Band Fünf der Filmblatt-Schriften erschienen ist: Kolportage, Kitsch und Können. Das Kino des Richard Eichberg. Auf dem Filmblatt-Cover der Ausgabe Nr. 36, in der Ralf Schenks Beitrag zu Weiße Sklaven veröffentlicht wurde, sind es dann finster dreinschauende und schwer bewaffnete Soldaten, passend zu einem Heft über nationalsozialistische Propagandafilme.
Zugegeben, farblich harmoniert das in schönstem Agfa-Color-Rot gehaltene Kleid von Kristina Söderbaum perfekt mit dem Zeughauskino-Blau von 2017 und die digitale Farbrestaurierung von Veit Harlans vor artifizieller Todessehnsucht nur so strotzendem Film Opfergang (1944) war ein beeindruckendes Kinoerlebnis. Der zugehörige Filmblatt-Text von Anke Wilkening musste dann leider mit Schwarz-Weiß-Fotos auskommen, aber Opfergang schaffte es erneut aufs Cover, diesmal mit Irene von Meyendorff im weißen Kleid auf einer Treppe.
Wir hoffen, es in den nächsten Jahrzehnten auch mit anderen Epochen der deutschen Filmgeschichte aufs Programmheftcover zu schaffen und ebenso, dass es noch viele (gedruckte) Programmhefte geben wird.
Stefanie Mathilde Frank und Frederik Lang kuratieren Wiederentdeckt seit 2017
Zum zwanzigsten Jubiläum
Symposium und Jubiläumsveranstaltung zum 20jährigen Bestehen von CineGraph Babelsberg
3. Dezember 2011
Deutsches Historisches Museum
Unter den Linden 2
10117 Berlin
Filmerbe (wieder-)entdeckt: Filmhistorisches Symposium
10.00 Uhr – 17:00 Uhr
Auditorium im Pei-Bau
Mit Werkstattberichten von Michael Wedel, Günter Agde, Kai Nowak, Kerstin Stutterheim, Wolfgang Fuhrmann und Ralf Forster über die Sammlung Misu, Filmrecherchen in Moskauer Archiven, Filmskandale, Dokumentarfilm-Dramaturgie, ethnographischen Film und Amateurfilme.
Jubiläumsprogramm im Zeughauskino
mit Vorträgen von Klaus Kreimeier und Ursula von Keitz, Filmgrüßen unserer Freunde und Partner und anschließendem Empfang
ab 18.30 Uhr
Programm
10:15 Uhr – Begrüßung und Einleitung zum Symposium
10:30 Uhr
Michael Wedel: Erkundungen zu einem Phantom des frühen deutschen Kinos. Die Sammlung Misu
Vor der spektakulären Wiederentdeckung seines einzigen überlieferten Films Titanic – In Nacht und Eis (1912) war Mime Misu lediglich einem kleinen Kreis von Historikern des frühen deutschen Films bekannt. Und selbst sie mögen sich bei der Durchsicht von Fachzeitschriften des Jahrgangs 1912 gewundert haben, wer sich hinter dem rätselhaften Namen verbirgt. Bis heute ist nur wenig über den Regisseur bekannt, dessen schmaler Nachlass-Bestand der Öffentlichkeit hier erstmals vorgestellt wird.
11:15 Uhr
Günter Agde: Aktuelle Erfahrungen bei Filmrecherchen in Moskauer Archiven
Ein Arbeitsbericht über Besuche im Gosfilmofond (Staatl. Filmarchiv Rußlands), im Musej Kino (Kino-Museum), im RGALI (Russ. Staatl. Archiv für Literatur), im RGASPI (Russ. Staatl. Archiv für sozialhistorische Forschungen), im RGAFKD (Russ. Staatl. Archiv für Foto- und Kinodokumente Krasnogorsk) und im sog. Sonderarchiv im Militärarchiv.
12:00 Uhr – Mittagspause
13:00 Uhr
Kai Nowak: Projektionen der Moral. Filmskandale in der klassischen Moderne
Skandale legen gesellschaftliche Werte, Normen und Moralvorstellungen offen und geben sie zur öffentlichen Aushandlung frei. Dies geschieht auch im Kino, vor allem im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. In dieser Zeit fällt, die klassische Moderne mit ihrer Herausforderung an traditionelle Weltdeutungen mit der Etablierung des Films zusammen, einem neuen, umstrittenen Medium, dem die Zeitgenossen eine nahezu unbegrenzte Wirkungskraft attestieren. Das Dissertationsprojekt, das im Rahmen eines Werkstattberichts vorgestellt wird, fragt zum einen nach den umkämpften Diskursfeldern und den Themen, Inhalten und formalen Gestaltungsmitteln, die öffentliche moralische Empörung über Filme nach sich zogen, und zum anderen nach den spezifischen Funktionen, Funktionsweisen und Verlaufsformen von Filmskandalen.
13:45 Uhr
Kerstin Stutterheim: Besonderheiten der Dokumentarfilm-Dramaturgie
Dokumentarfilme widmen sich oft den Schrecken dieser Welt, und man erwartet von ihnen Authentizität. Dabei kann auch im Dokumentarfilm mit den Mitteln der Filmsprache und einer entsprechenden Dramaturgie fesselnd und unterhaltend erzählt werden, um die Affekte und nicht nur den Verstand anzuregen. Am Beispiel des Films Gletscher und ihre Ströme (1962) von Alfred Ehrhardt werden einige Grundüberlegungen zu den Besonderheiten der Dramaturgie im Dokumentarfilm diskutiert.
14:30 Uhr – Kaffeepause
15:00 Uhr
Wolfgang Fuhrmann: Ethnographie re-visited
Im Herbst des Jahrs 1961 entdeckte der Schweizer René Fuerst, Konservator am Musée d’ethnographie de Genève, während eines Studienaufenthaltes im Museum für Völkerkunde in München Filmdosen mit frühen ethnographischen Aufnahmen. Es stellte sich heraus, dass es sich dabei um Filmaufnahmen des Völkerkundlers Theodor Koch-Grünberg (1872-1924) handelte, die er 1911 auf seiner Reise in das Amazonasgebiet in Brasilien/Guyana gedreht hatte. Heute zählen die Aufnahmen Koch-Grünbergs zu den wenigen überlieferten frühen ethnographischen Aufnahmen deutscher Völkerkundler. Doch anscheinend waren Fuersts Entdeckungen umfassender als das, was heute verfügbar ist. Was war noch auf den Filmen zu sehen bzw. was wollte man nicht zeigen? Der Vortrag lädt zur Spurensuche und Spekulation ein, was Koch-Grünberg wirklich gedreht hat.
15:45 Uhr
Ralf Forster: Regionale Bilder entdecken. Amateurfilm im Land Brandenburg (1945-1990)
Seit 2010 erforscht das Filmmuseum Potsdam den Amateurfilm im Land Brandenburg mit dem Schwerpunkt DDR. Ziel ist der Aufbau eines Netzwerkes und die Sammlung von Wissen zum Thema. Diese Sammlung wird aus Filmen, Materialien zu Filmen und Informationen zu ihren Schöpfern bestehen. Die Präsentation skizziert die Arbeitsschritte, benennt Probleme und macht mit ersten Ergebnissen bekannt. Zum Schluss wird ein Überblick über die derzeitige Ausstellung „Der Amateurfilm in Brandenburg – Arbeit an der Wirklichkeit“ gegeben.
16:30 Uhr – Schlussworte und Ende des Symposiums
18:30 Uhr
Jubiläumsprogramm im Zeughauskino
Begrüßung durch Jörg Frieß (Zeughauskino) und den Vorstand von CineGraph Babelsberg e.V.
Grußwort von Karl Griep (Bundesarchiv-Filmarchiv)
Vortrag von Klaus Kreimeier: »Wider die Selbstgenügsamkeit. Filmwissenschaft und kulturelle Öffentlichkeit in Deutschland«
Vortrag von Ursula von Keitz (Universität Bonn): »Der Montage-Film HÄNDE«
Filmgrüße von Elisabeth Heiber (Bundesarchiv-Filmarchiv); Anja Ellenberger (Deutsches Institut Animationsfilm, Dresden); Günter Agde (CineGraph Babelsberg e.V.); Helmut Morsbach (DEFA-Stiftung); Hans-Michael Bock (CineGraph, Hamburg e.V. und CineGraph Babelsberg e.V.); Bärbel Dalichow (Filmmuseum Potsdam)
Am Flügel Stephan von Bothmer
Eine Veranstaltung von CineGraph Babelsberg e.V., Berlin-Brandenburgisches Centrum für Filmforschung, in Zusammenarbeit mit dem Zeughauskino und dem Deutschen Historischen Museum, dem Bundesarchiv-Filmarchiv und der Deutschen Kinemathek.
Günter Agde: Zum 10jährigen Bestehen von CineGraph Babelsberg
Zehn Jahre sind historisch keine Zeit, aber für eine so kleine Vereinigung wie CineGraph Babelsberg, Berlin-Brandenburgisches Centrum für Filmforschung e.V., sind sie enorm. Enorm heißt: fleißig, tapfer, zäh, heißt Arbeit, Initiative und Fabulierfreudigkeit der Mitglieder. Legt man die Daten und Ereignisse der allgemeinen deutsch-deutschen Entwicklungen seit damals an unsere CineGraph-Jahre an, so wird der Wert solchen Tuns – ich wiederhole: der Wert solchen Tuns – noch deutlicher.
Ich habe in alten Papieren geblättert und zitiere aus dem Gründungs-Einberufungsbrief vom 24. September 1991:
Liebe Freunde und Kollegen, es ist soweit […] wir treffen uns zur Gründungsversammlung auf historischem Boden, nämlich dem vordem Bioskop-, dann Decla-Bioskop-, dann Ufa-, dann DEFA-Filmgelände Potsdam-Babelsberg…
Unterschrieben von Hans-Michael Bock, dem spiritus rector von CineGraph Hamburg.
Wir versammelten uns seinerzeit im Büro von Alfred Hirschmeier, dem DEFA-Filmszenografen, und in dem von Hans-Michael Bock so enthusiasmiert beschworenen Geist.
Als Schwester oder Bruder – darüber war sich der Einladungsbriefschreiber seinerzeit selbst nicht so ganz klar – stellte CineGraph Hamburg großherzig außer seinem Signet vor allem die Reputation dieses erfolgreichen und folgenreichen filmhistorischen Unternehmens zur Verfügung.Mannschaft, Antrieb und Ton der Gründungsversammlung in jenem Büro waren freundlich-optimistisch, voller Hoffnung auf viel Gemeinsames der Potenziale von Ost und West. Wir alle – wie viele andere Menschen in der zu Ende gehenden DDR – nahmen an, dass wir nun bei der deutschen Wiedervereinigung die Kräfte und Begabungen zusammenlegen, wenn nicht gar potenzieren würden.
Nüchtern gesehen wollte der neue Verein „frei gewordene“ filmwissenschaftliche Potenzen der DDR auffangen und in solche Projekte einfügen, die nun endlich möglich sein würden, nämlich wirklich deutsch-deutsche. Er sollte auch materiell den „neuen“ Kollegen behilflich sein. Der westdeutsche Part und der ostdeutsche Part der deutschen Filmgeschichte, von den insgesamt 100 Jahren immerhin je 40 (!), konnten nun – so meinten wir – gemeinsam analysiert, aufgearbeitet, beschrieben, öffentlich präsentiert, popularisiert werden. Eine große Hoffnung blieb dabei auch, der bevorstehende 100. Jahrestag des Kinos 1996 würde soviel Schubkraft entwickeln, dass der neue Verein profitieren könnte, indem er „Seins“ energisch und einfallsreich einfügte.
Bekanntlich hat sich vieles von den Anfangshoffnungen als Illusion, als Irrtum oder auch schlicht als Fehler erwiesen. Auch waren Konkurrenz und Wettbewerb härter – um nicht zu sagen: erbarmungsloser – als viele „Ossis“ ahnten. Zudem blieb und bleibt das Außer-Vereins-Interesse an dem ostdeutschen Part deutscher Filmgeschichte mindestens porös.
Seither hat sich viel verändert – unser Verein vor allem, Kollegen gingen von uns weg, andere kamen hinzu. Aber gearbeitet haben sie immer alle.
Die erste Veranstaltungsreihe im Zeughaus-Kino wurde am 12. Juni 1992 gestartet – „Wiederentdeckt“, monatliche Vorführungen von aufgefrischten, neu gezogenen, restaurierten Kopien alter und/oder fast vergessener Filme. Die Reihe ist (bis zur zeitweiligen Schließung des Deutschen Historischen Museums wegen Umbau) 70 mal gelaufen. Jeanpaul Goergen möchte an dieser Stelle vermerkt haben, dass an den 70 Abenden 146 Filme gezeigt wurden. Will sagen: wir kümmerten und kümmern uns nicht nur um Voll-Metrage und „richtige“ Filme, sondern auch um Nebenwerke und Seitenlinien des Kinos – so wie heute abend, wenn wir 16mm- und Super-8-Kurzfassungen deutscher Filmklassiker zeigen. Dies ist nun auch schon wieder die Nummer 39: so oft haben wir im Kino Arsenal zusammen mit den Freunden der Deutschen Kinemathek die Reihe FilmDokument durchgeführt.
An dieser Stelle falle ich gern aus meiner Rolle als Festredner und gebe den einzigen Blumenstrauß dieses Abends an Jeanpaul Goergen, Vereinsmitglied fast der ersten Stunde, heute unser Vorsitzender, bewundernswert unermüdlicher Werber um Gelder, Annoncen und seit kurzem auch um Abonnenten, ein Sich-Kümmerer und emsig-genauer Redakteur von Texten, eine sprichwörtliche gute Seele für vieles in diesem Verein.
Von unserem Anfang an gab’s die Beiblätter zu jedem Filmabend. Sie waren die Initialzündung für eine vereins-spezifische Publikationsstrategie, die sich sukzessive mauserte. Die Beiblätter blieben für alle Veranstaltungen von CineGraph Babelsberg quasi Pflicht und Anstand: seriöse filmografische Angaben und Quellen, eine Lesehilfe und Handreichung für den Zuschauer, auch für den anschließenden Weg nach Haus.
Schließlich das Filmblatt – mittlerweile Ausgabe Nr. 17 und eine, auch im Ausland angesehene Publikation. Das erste Heft dünn und einfach geheftet, zunächst noch mehr versprechend als einlösend. Heute eine Rarität, ich sage nur wenig ironisierend voraus: bald eine „blaue Mauritius“ deutscher Filmgeschichtsschreibung. Durchweg ein seriöser, wendiger, ja, auch um Innovatives bemühter Vermittler filmhistorischer Informationen, Dienstleistungen, vielen Wissens auch im Detail und Handwerkszeug.
Wie es sich für eine muntere Truppe stets dicht an der Selbstausbeutung gehört, wurde und wird jede Ausgabe wacker per Hand eingetütet und frankiert. Diese Runden entwickelten sich unter der Hand zu freundlich-lustigen Kommunikationsformen, zu der jedes Vereinsmitglied eingeladen bleibt. Überhaupt ist Kollegialität bei gegenseitiger Achtung, sind Freundlichkeit und Solidarität des Umgangs miteinander, sind Fairness und Verlässlichkeit ein zwar nicht absoluter, so doch wichtiger Grundzug unseres Vereins (in seinen besten Tagen) und von großer Prägekraft.
Gelegentlich wünschte ich mir mehr solche Kommunikation der Mitglieder, es gab da auch – wen wundert’s – mancherlei Knirschigkeit. Und auch die Publikationen sind nicht immer einheitlich. Manchmal fiel mir auf, dass einige Autoren – im übertragenen Sinne – wohl mehr an den Abmessungen der Perforationslöcher interessiert waren als an der sozialen Grundierung von Filmen – sei’s drum. Mit Ideentransfer oder Stoffraub oder ähnlichen Delikten, dicht an der Grenze moderner intellektueller Kriminalität – ich weiß, wovon ich rede – hatten wir ernsthaft kaum zu tun, gottlob. Jeder von uns gab und gibt gern sein Wissen, seine Tipps weiter. Aber „richtig“ im Archiv oder anderswo recherchieren muss man schon selbst, und schreiben sowieso.
Die Zeiten sind nicht günstig für solch emsige Arbeit im Weinberg des Herrn, wie unser Verein sie betreibt. Und die Großen des Geschäfts blicken nicht immer mit Gunst und Zuneigung auf unsere Arbeit – man beobachtet es immer wieder. Und Kampf bleibt es allemal.
Andererseits haben wir immer wieder ganz brauchbare, nützliche, auch amüsante und originelle Ideen gefunden. Und wir haben dauerhafte Verbündete: unsere Zuschauer und Leser vor allem, denn für die machen wir ja das alles und nicht nur für den kleinen Kreis von ohnehin Eingeweihten. Dann die Mitstreiter vom Berliner Kino Arsenal, von den Freunden der Deutschen Kinemathek und vom Filmmuseum Berlin, seit kurzem auch vom Berliner Filmkunsthaus Babylon. Dann die DEFA-Stiftung und die Archive im Land, vor allem das Bundesarchiv-Filmarchiv. Und hoffentlich bald auch wieder die Mannschaft des Zeughaus-Kinos im Deutschen Historischen Museum. Und unsere Mitglieder und Autoren.
Wenn Sie heute nach Haus kommen und im Internet nachsehen, finden Sie unter www.filmblatt.de derzeit noch die hübsche Eintragung: „Sie sehen hier eine soeben frei geschaltete Homepage.“ Und etwas kleiner darunter steht: „Es sind noch keine Inhalte hinterlegt worden.“ Das wird sich bald und gründlich ändern, das versichere ich Ihnen im Namen aller Mitglieder und Mitstreiter von CineGraph Babelsberg, Berlin-Brandenburgisches Centrum für Filmforschung.
In diesem Sinne: Danke und Glückauf.
(Vorspruch zu FilmDokument Nr. 39, 26. Oktober 2001)