Nach der Niederlage der nationalsozialistischen Diktatur setzten die Alliierten in den Westzonen auf eine Umerziehung zur Demokratie. Vor allem die Amerikaner bauten in der Re-education auf die Wirkungskraft des Films. Auch nach der Gründung der Bundesrepublik 1949 wurden bis 1953 unter der Marke „Zeit im Film“ an die hundert Kurzfilme produziert bzw. in Auftrag gegeben: eine massive Film-Propaganda für demokratische Verhaltensweisen. In diesen „Zeitfilmen“ ging es vor allem um soziales Lernen sowie um Verhaltensmodifikation. Vorgestellt wurden Probleme auf kommunaler Ebene, mit denen der Bürger unmittelbar konfrontiert ist. Zentrale Botschaft war das Prinzip der Eigeninitiative: Ein Bürger stößt sich an einem Problem, diskutiert die verschiedenen Standpunkte mit anderen Bürgern, sie gründen eine Arbeitsgemeinschaft, wählen einen Vorsitzenden und versuchen das Problem zusammen mit den zuständigen Behörden zu lösen. Demokratie entsteht erst dort, wo der Einzelne sein passives Verhalten aufgibt und sich insbesondere in seiner engsten Umgebung als freier Bürger, und zwar ohne Beteiligung der politischen Parteien, engagiert und einmischt.
Das Programm umfaßt sechs typische Re-education-Filme der Jahren 1949-1951. So zeigt UND WAS MEINEN SIE DAZU? (1950) die Anwendung des im Schwalbacher Institut für Rhetorik und Diskussionstechnik Gelernten in einer Versammlung eines Bürgerforums zum Thema Gleichberechtigung der Frau.
Einführung: Jeanpaul Goergen
EIN EXPERIMENT (D 1949)
MARSCHIEREN! MARSCHIEREN! (D 1949)
UND WAS MEINEN SIE DAZU? (BRD 1950)
JEDERMANN EIN FUßGÄNGER (BRD 1950)
ES HAT GEKLINGELT (BRD 1951)
FERIEN VOM ALLTAG (BRD 1950)
DER LEERE STUHL (BRD 1951)
Kopien: Bundesarchiv-Filmarchiv
24. November 2000, Arsenal 2