„DEUTSCHLANDBILDER ist ein Kompilationsfilm, der aus Archivmaterial von Kulturfilmen aus der Nazizeit zusammengestellt ist.
Prinzip war, jene explizit oder von vornherein politischen Filme zu vermeiden; also jene Filme von Paraden, Kundgebungen, Reden, Parteitagen etc., die das Argumentieren allzu leicht machen.
Die Nazis schätzten den Kulturfilm. Sie haben eine Flut von Bildern über Deutschland verbreitet. Sie glaubten an Bilder und Filme, sie waren ausgesprochen schönheitsbedürftig und bildergläubig. Die Kulturfilme sollten Deutschland ein Gesicht geben, das den Nazis gefiel.
Auf jeden Meter Spielfilm kam mehr als ein Meter Film ohne Spielhandlung (zumindest in den Jahren 1933-1939); bei allen Kinovorstellungen hatte es ein halbstündiges Beiprogramm zu geben. Das mit Kulturfilmen bestritten wurde. Die Hauptfilme mochten Romanzen oder Revuen zeigen: die Kulturfilme nahmen ihnen die Bürde der Weltanschauung ab.
Deutschland erscheint in den Filmen wie eine einzige große Dauerveranstaltung: ein unabsehbarer Bilderbogen von Aktivitäten, Kampagnen, Anlässen und Feierlichkeiten, die mit schwungvollem Enthusiasmus organisiert werden und zugleich mit einer gewissen bürokratischen Gereiztheit.
Die Filme funktionieren dabei wie ein umgekehrtes Plebiszit: das Regime bestätigt sein Volk, weil es sich so anstellig zeigt und schaffensfroh mitmacht.“
(Hartmut Bitomsky, 25. November 1983; zit. n. Informationsblatt 4, Internationales Forum des Jungen Films, Berlin 1984)
INFRASTRUKTUR BERLIN/WEST (BRD 1987): „Auch dieser Film hatte eine Aufgabe: er sollte von Berlin handeln und ohne die deutsche Sprache auskommen. Wir suchten die Zonen auf, über die früher die Stadt versorgt wurde. Jetzt liegt dort Müll und Abfall. Der Müll ist bunt, die Farben schreien. Das Geschrei ersetzt die Sprache.“ (Hartmut Bitomsky, zit. n. Hartmut Bitomsky. Filmemacher. Eine Werkschau. Programm-Leporello. Berlin: Ex Picturis o.J. [1992], n.p.)
Einführung: Michael Wedel
DEUTSCHLANDBILDER (BRD 1983)
INFRASTRUKTUR BERLIN/WEST (BRD 1987)
Kopien: Freunde der Deutschen Kinemathek, Berlin
25. April 2003, Arsenal 2