Der Vorhang im Kino öffnet sich. Wochenschauen künden auf der Leinwand von gesellschaftlichen Ereignissen und gefährlichen Zwischenfällen, von Arbeitslosigkeit weltweit – und damit sind wir bereits in Wien, anno 1933, bei einer Schlange Wartender, denen schließlich beschieden wird, dass ihre Arbeitssuche für heute erfolglos bleiben wird. Einer fasst daraufhin einen Entschluss: Er schreibt ein paar Zeilen, will sein Leben beenden, da springt eine junge Frau vor ihm ins kalte Wasser und der Mann hinterher. Die fünfzig Schilling, die ihm die Gemeinde danach für die Rettung ausbezahlt, werden zum Startkapital umgewertet. Der Mann (Gustav Fröhlich) und die Frau (Annabella) bleiben zusammen, schlagen sich als Kleinstunternehmer und Tagelöhner durch. Bis ihnen schließlich, in neuerlicher Not, der Zusammenhalt ihrer neuen Nachbarn im Gemeindebau endgültig die Basis gibt für einen hoffnungsvollen Start in die Zukunft.
„Sonnenstrahl“, schreibt Fritz Rosenfeld, eminenter Kritiker der Arbeiter-Zeitung über Paul Fejos Meisterwerk, „ist ein hoch über das Niveau reichsdeutscher Filmproduktion emporragender Film, (…) dessen Höhepunkte nicht vom Scheinwerferlicht des Filmateliers sondern von einem echten Sonnenstrahl dichterischer Gestaltungskunst überglänzt werden.“ (17.12.1933) Eine lichte Sozialutopie, ein Märchen von der Solidarität in den modernen Städten, im Roten Wien.
Einführung: Brigitte Mayr
Am Freitag, den 6. September 2019, um 18:30 Uhr im Zeughauskino