Name und Leistung des deutschen Kameramanns sind weitgehend unbekannt, obwohl sein berühmtestes Sujet in Einzelfotos um die Welt ging: ein paar Dutzend Momentaufnahmen von den Demonstrationen Hallescher Arbeiter am 17. Juni 1953. Ammer war als Wochenschaukameramann in der DEFA-Filiale der Chemie-Großstadt engagiert und drehte spontan wenige hundert Meter Schwarzweiß-Material. Tags darauf verhaftete ihn die Stasi, nahm von seinem Film jene Einzelfotos ab, vernichtete den Film und verurteilte Ammer zu drei Jahren Gefängnis, die er in Bautzen absaß.
Ammer hat seinen Beruf von der Pike auf gelernt: der gebürtige Thüringer fotografierte viel und so gut, dass ihn Luis Trenker 1939 als Standfotograf engagierte. Mit Beginn des II. Weltkriegs arbeitete Ammer zunächst als Spezialfotograf bei der Luftwaffe und wechselte dann als Bildberichter zu den Propaganda-Kompanien. Dort drehte er Beiträge für die NS-Wochenschau, darunter viele „heiße“ Sujets: dicht an den Soldaten in Frontnähe. Und dort lernte er auch die Grundmuster seiner Reporterarbeit: Wachheit, Bildempfinden, Schnelligkeit, sehr genauer Blick auf Situationen und Gruppen. Damit fand er nach dem Kriege schnell eine Arbeit bei der Wochenschau Der Augenzeuge, für die er zahlreiche Sujets aus seiner Thüringischen Heimat drehte. Er wechselte zum Dokumentarfilm, der 17. Juni beendete seine Tätigkeit in der DDR. Bis zur Pensionierung arbeitete er dann beim Bayrischen Rundfunk, drehte dort zahlreiche Dokumentarfilme und aktuelle Spots für Nachrichtensendungen. Nach der Wende erlebte Ammer noch seine Rehabilitierung, aber nicht mehr den Siegeszug seiner Halle-Fotos. FilmDokument zeigt eine Auswahl aus dem Schaffen Ammers, darunter neu kopierte, seinerzeit nicht veröffentlichte Augenzeugen-Sujets.
Einführung: Günter Agde
Programm:
– DIE DEUTSCHE WOCHENSCHAU Nr. 19/1944 (712)
– DIE DEUTSCHE WOCHENSCHAU Nr. 9/1945 (754)
– Unveröffentlichte AUGENZEUGEN-Sujets (35mm, stumm) von Albert Ammer 1949/50 (Hamsterlager Apolda, Weinlese Freyburg, KdT Ilmenau, Seebachstift, Planetarium Jena, Tag der Sowjetarmee in Weimar)
– BRIGADE ANTON TRINKS (DDR 1953. R: Günter Mühlpforte, Kamera: Albert Ammer)
– DER AUGENZEUGE Nr. 31/1949
Kopien: Bundesarchiv- Filmarchiv
12. September 2008, Arsenal 2, 20.30 Uhr