Zeitgleich zum Prozess gegen den ehemaligen SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann vor fünfzig Jahren in Jerusalem stellte der deutsch-jüdische Publizist und Regisseur Erwin Leiser (1923-1996) für EICHMANN UND DAS DRITTE REICH (CH/BRD 1961) historisches Filmmaterial zu einem anklagenden Gesamtpanorama der nationalsozialistischen Judenverfolgung zusammen, das bereits im Sommer 1961 in den deutschen Kinos zu sehen war. Der Film knüpfte stilistisch und thematisch an Leisers Erfolgsfilm über der Nationalsozialismus MEIN KAMPF (Schweden/BRD 1960) an und hatte das Ziel, die Öffentlichkeit über die Hintergründe der in Jerusalem behandelten Verbrechen aufzuklären. Dazu kompilierte Leiser teils bereits bekanntes, teils unbekanntes Filmmaterial mit extra für den Film gedrehten Interviewsequenzen. Hervorzuheben sind insbesondere eine gefilmte Ansprache des hessischen Generalstaatsanwaltes Fritz Bauer, sowie Interviews mit in Israel lebenden ehemaligen Kämpfern des Warschauer Ghettoaufstandes und eine Szene mit Jakob Virnik, einer der wenigen Überlebenden des Vernichtungslagers Treblinka, der ein von ihm hergestelltes Holzmodell des Lagers präsentiert. Neben Erwin Leiser waren auch der Schweizer Filmproduzent Lazar Wechsler und der Berliner Artur Brauner an dem Projekt beteiligt.
„In der Nacht nach der Eröffnung des Prozesses, in der ich Eichmann zum ersten Mal gesehen hatte, konnte ich nicht schlafen. Ich träumte, daß ich selbst als Häftling in einem unterirdischen Gefängnis auf die Folter wartete.“ (Erwin Leiser)
Einführung: Tobias Ebbrecht (CineGraph Babelsber Zum Eichmannprozess vor 50 Jahren: EICHMANN UND DAS DRITTE REICH (CH/BRD 1961) g)
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
10. Oktober 2011, 19.00 Uhr, Arsenal 2