Es ist heute ganz selbstverständlich, dass auch Studenten aus Israel an Filmhochschulen in Deutschland studieren, so auch an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg. Die Region Berlin ist voll von jungen Israelis, die aus verschiedensten Gründen hierher kommen. Die Regiestudentin Ester Amrami hat gerade in ihrem erfolgreichen HFF-Film Anderswo eine solche Geschichte zwischen Berlin und Israel in Szene gesetzt.
Verwunderlicher ist vielleicht, dass auch vor 1989 bereits Studenten aus Israel an der HFF studierten, denn das Verhältnis zwischen der DDR und Israel war spätestens nach dem Sechstage-Krieg 1967 alles andere als ‚normal‘. In den 60er Jahren konnte Stefan Jerzy Zweig ein Kamerastudium in Babelsberg beginnen. Geboren in Polen war Zweig in Israel aufgewachsen und dann in der DDR zu einer Berühmtheit geworden. Denn Zweig hatte als Kind, versteckt durch kuragierte Häftlinge, im KZ Buchenwald überlebt und nachdem Frank Beyer diese Geschichte in seinem Film Nackt unter Wölfen in Szene gesetzt hatte, wurde Zweig von der „Berliner Zeitung“ in Israel aufgespürt und in die DDR eingeladen, wo er ein Studium seiner Wahl beginnen durfte. Sein Studentenfilm Erinnerung im Herzen (DDR 1965) führt ihn zurück an den Ort seines Überlebens.
Mitte der 80er Jahre nahm Dror Zahavi ein Studium an der HFF auf. Sein Diplomfilm über den russisch-jüdischen Dichter Alexander Penn – Ich will sein in allem (DDR 1987) wurde 1988 für den Studenten-Oscar nominiert. Zurück in Tel Aviv fand Zahavi aber keine Möglichkeit als Regisseur arbeiten und kehrte 1992 wieder nach Berlin zurück. Seitdem arbeitet er vor allem für das Fernsehen, und drehte u.a. das erfolgreiche Bio-Pic über Marcel Reich-Ranicki Mein Leben und zuletzt den Fernsehthriller Das Jerusalem-Syndrom.
Auch nach 1990 studierten Israelis in Babelsberg, unter ihnen Ester Amrami, die in ihrem ersten an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ realisierten Film Your Tisch is not my table (D 2007) eine Israelin in Berlin porträtiert.
Programm:
Erinnerung im Herzen, DDR 1956, R + K: Stefan Jerzy Zweig, S: Ina Meier, 35mm, s/w, 8 Min. (DigiBeta)
Your Tisch ist not my table, D 2007, R + B: Ester Amrami, B: Momme Peters, K: Thomas Moritz Helm, 16mm, Farbe, 16 Min. (DigiBeta)
Alexander Penn – Ich will sein in allem, DDR 1987, R + B: Dror Zahavi, B: Andreas Schmidt, K: Matthias Tschiedel, S: Karin Geiß, 35mm, Fabre, 49 Min. (35mm)
Einführung: Tobias Ebbrecht-Hartmann
Am Montag, den 14. Juli 2014 um 19.00 Uhr im Arsenal.
Eine Veranstaltung von CineGraph Babelsberg in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“.
Die Reihe FilmDokument findet in Kooperation mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv, der Deutschen Kinemathek, dem Arsenal – Institut für Film und Videokunst und dem Zeughauskino statt.