Im breiten Schaffen des DDR-Amateurfilms heben sich die Filme von Bernd Maywald qualitativ heraus. Seine zwischen 1955 und 1967 entstandenen Arbeiten sind rhythmisch geschnitten, haben Witz und Ironie, verwenden moderne Musik, setzen durch den professionellen Kommentar Akzente und verweisen auf das Medium selbst. Es sind Filme eines jungen, unangepassten Mannes, der – bei seinem Erstling ist er gerade mal 19 Jahre alt – sowohl die Welt bereisen und entdecken will (und dies auch tut) als auch die eigene Umwelt kritisch reflektiert, vor allem seine Heimatstadt Berlin. Maywald ist „Einzelamateur“, dreht ausschließlich auf 8mm und gewinnt dennoch auf DDR-Amateurfilmwettbewerben regelmäßig Preise.
Ab 1959 als Tonassistent beim Deutschen Fernsehfunk tätig tüftelt er 1964 sein eigenes technisches System aus, um ein leidiges Problem des DDR-Amateurfilms zu beheben: die fehlende Synchronität von Bild und Ton. Sein „Kameramonstrum“ und gute Kontakte in die Musikszene versetzen den umtriebigen Maywald 1965 in die Lage, die wohl einzigen Filmaufnahmen des damals Kultstatus genießenden Diana Show Quartetts (unter Achim Mentzel) zu drehen. Dabei führt er eine dem Musikclip verwandte Ästhetik in den DDR-Film ein. Nach Berlin Spezial konnte Zwei Versuche nur nach Interventionen von Maywald aufgeführt werden.
Auch die anderen frühen Amateurfilme des späteren
Fernsehregisseurs, Windmühlenrestaurators und Buchautors blicken mitten
hinein in die Jugendkultur der 1960er Jahre; wenn Maywald etwa in Ehrenrettung für einen klapprigen Zentner (1963) sein eigenes Moped – Typ SR 1 – liebevoll porträtiert oder in Autostop (1961) eine Tramp-, Bus- und Schiffstour an der jugoslawischen Adriaküste nachzeichnet.
Im Jahre 2014 hat das Filmmuseum Potsdam die Amateurfilme von Bernd
Maywald und seine Selbstbau-Technik in die Sammlungen übernommen. Die
Filme wurden 2013 vom Filmemacher digitalisiert.
Einführung: Ralf Forster (CineGraph Babelsberg e.V. / Filmmuseum Potsdam), Gast: Bernd Maywald
Am Montag, den 12. Januar 2015 im Kino Arsenal.