Die Frühzeit des Farbfilms in Deutschland birgt vielfarbige Exoten und vergessene Meilensteine der Mehrfarbenfilm-Entwicklung, wie das Programm mit ‚frisch’ digitalisierten Filmmaterialien aus dem Archiv des Deutschen Filminstituts zeigt. Den Auftakt machen mit Druckverfahren hergestellte Litho-Films, chromolithographische Animationsfilme von Nürnberger Blechspielzeugfabrikanten, die ab 1898 an Kunden von Laterna Magica und Kinematograph-Kombi-Geräten verkauft wurden. Mit Rund um die Welt in 2 Stunden folgt eine mit unterschiedlichen Einfärbeverfahren gestaltete Kinosesselreise, die auch die Internationalität des Filmmarktes vor dem Ersten Weltkrieg belegt. Während Im Bad aus dem Jahr 1917 ein sehr naturalistisch anmutendes, schablonenkoloriertes Sommervergnügen darstellt, sind in der unvollständig erhaltenen Curt-Bois-Komödie Rache ist süSS und in Mäusezucht – eine Anleitung zum Zubrot-Erwerb mittels Tierzucht – das in Deutschland am weitesten verbreitete Färbeverfahren der 1910er und 1920er Jahre zu sehen, Virage oder auch Tinting genannt: die homogene Einfärbung ganzer Szenen. Den Abschluss macht eine im Rot-Grün-Verfahren hergestellte Demonstrationsrolle der Sirius-Farben-Film AG.
Einführung: Anke Mebold (Deutsches Filminstitut, Frankfurt/Wiesbaden)
Am Flügel: Eunice Martins
Am Freitag, den 1. September 2017 um 19:00 Uhr im Zeughauskino