Der preisgekrönte Erstlingsfilm von Thomas Brasch (1945-2001) greift ein wahres Geschehen auf: Während der Berliner Luftbrücke 1948 nutzten der Kleinkriminelle Werner Gladow und der Scharfrichter Gustav Völpel, angeregt von „amerikanischen“ Gangsterfantasien, den Ausnahmezustand, um im Westteil der Stadt spektakuläre Raubzüge durchzuführen.
Brasch, in der DDR als Sohn eines hochrangigen SED-Funktionärs aufgewachsen, gestaltet den historischen Stoff als Allegorie eines anarchischen Widerstands gegen staatliche Macht. Er selbst war mehrfach mit der DDR-Obrigkeit in Konflikt geraten, u.a. 1968 bei der Niederschlagung des Prager Frühlings und 1976 bei der Ausbürgerung von Wolf Biermann. 1977 verließ Brasch die DDR, blieb jedoch auch gegenüber einer westlichen Demokratie gleichermaßen kritisch eingestellt.
Bei der Verleihung des Bayrischen Filmpreises 1981 sorgte Brasch für einen Eklat, als er in Anwesenheit des CSU-Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß die Kriminalität als den „urwüchsigsten Ausdruck der Auflehnung“ gegen menschenunwürdige Verhältnisse beschrieb und sich bei der DDR-Filmhochschule für seine Ausbildung zum Filmemacher bedankte.
Einführung: Christian Rogowski (Amherst College, USA / CineGraph Babelsberg e.V.)
Am Freitag, den 2. März 2018 um 18 Uhr im Zeughauskino