19.04.2024, 18:00 Uhr, im Pei-Bau des Deutschen Historischen Museums.
Seinen Protagonist*innen begegnete Pavel Schnabel zum ersten Mal 1988, als sie ihm als linientreue ‚Muster-Bürgeri*nnen‘ von seinen vier „Produktionshelfern“ präsentiert wurden. Diese stellte ihm nämlich das DDR-Fernsehen zur Seite, als er im Auftrag des Südwestfunks aus Frankfurt am Main nach Weimar fuhr, um eine Reportage für die Sendereihe „Menschen und Straßen“ über die Städtepartnerschaft zwischen Trier und Weimar zu drehen. Seine Vorstellungen über die zu filmenden Menschen und Orte musste er lange vorher einreichen, sonst hätte es keine Einreise- und Drehgenehmigung gegeben. Nach dem Mauerfall suchte Schnabel seine Protagonist*innen erneut auf – diesmal alleine, ohne kontrollierende „Helfer“. In seinem 95-minütigen Dokumentarfilm springt er zwischen den Zeiten und kommentiert mittels einer pointierten Parallelmontage und mit einem scharfen Blick für die Details die Entwicklungen in dieser Zeit des Umsturzes – zwischen Aufschwung und Hoffnung, Orientierungslosigkeit und Ohnmachtsgefühl: eine ironische Wendechronik von herausragender historiografischer wie künstlerischer Qualität.
Einführung: Borjana Gaković