05.06.2023, 19:00 Uhr, im Pei-Bau des Deutschen Historischen Museums.
1931 und 1932 liefern sich chinesische und japanische Truppen heftige Kämpfe um die Vorherrschaft in der rohstoffreichen Mandschurei im Nordosten Chinas, deren Resultat Mandschukuo ist, ein Marionettenstaat unter japanischer Besatzung. Dorthin schickt die Ufa den Kameramann Martin Rikli, um aktuelle Aufnahmen für die Wochenschau zu machen. Rikli reist weiter nach Shanghai, wird Zeuge der Zerstörung eines ganzen Stadtteils durch japanisches Bombardement – und dreht, von all dem scheinbar unbehelligt, im uralten buddhistischen Kloster Ling-Yin einen beeindruckenden Kulturfilm.
Die noch junge chinesische Republik unter nationalistischer Führung öffnet sich in jenen Jahren nach Westen und durchlebt eine Phase rapider Modernisierung und Industrialisierung. Dem aggressiven Expansionsstreben des japanischen Kaiserreichs, das 1937 in den zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg mündet, kann der auch innenpolitisch noch ungefestigte Staat militärisch nur wenig entgegensetzen. Die Arbeiten der deutschen Filmteams, die in den 1930er Jahren nach China, Japan und in die Mandschurei reisen, sind denn auch vom japanisch-chinesischen Gegensatz geprägt und andererseits vom Wunsch, einem deutschen Publikum das riesige Territorium Chinas in historischer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht näher zu bringen.
Während Japan, China und die Mandschurei (1932) dabei die Unterdrückung und Ausbeutung der Chinesen anspricht, entsteht Winterreise durch Südmandschurien (1938) in Zusammenarbeit mit japanischen Kameraleuten und ist ganz auf der Linie des ab 1936 mit Hitler verbündeten japanischen Kaiserreichs.
Einführung: Philipp Stiasny