05.05.2006, im Zeughauskino.
Jugoslawien 1964: Eine Gruppe von acht westdeutschen Urlaubern, Mitglieder eines Männergesangsvereins, strandet auf dem Rückweg in einem dalmatinischen Bergdorf. Zu ihrer Verwunderung treffen sie dort ausschließlich auf schwarz gekleidete Frauen – Witwen, die ihre im Krieg als Geiseln erschossenen Männer nicht vergessen können und nun den Deutschen jede Hilfe verweigern. Unbeholfene Kontaktversuche und improvisierte Entschuldigungsgesten der Deutschen schlagen fehl. In schwieriger Lage verwandeln sich die deutschen Sangesbrüder schließlich wieder in die tüchtigen Herrenmenschen aus dem Krieg, blasen zum Appell und beginnen zu requirieren. Doch nicht nur sie haben ihre Lektion nicht gelernt (Das ironische Schlusswort: „Schwamm drüber. Wir Deutschen sind immer bereit, zu vergessen.“), auch die Frauen des Dorfes verfallen zunehmend wieder in alte Verhaltensweisen, hier die einer Partisanengruppe. Auch dieser Film Wolfgang Staudtes mit dem für seine Zeit progressiven Anliegen, nach dem sowohl Täter als auch Opfer eine Vergangenheit zu bewältigen haben, stieß im Nachkriegs-Westdeutschland auf wenig Verständnis. Eine gewisse Unausgewogenheit im Stil zwischen bitterer Satire auf westdeutsche Altnazis und Spießer und ernsthafter Auseinandersetzung mit deutsch-jugoslawischer Vergangenheit sowie in Teilen stark typisierte Figuren führten zur Ablehnung des Films durch die eher linke Filmkritik. Und die große Mehrheit all derjenigen, die sich an der politischen Botschaft des Films stießen, konnten dies wahlweise offen praktizieren oder sich hinter formaler Kritik zurückziehen. So verschwand der Film sehr schnell aus den westdeutschen Kinos, während er im Osten politisch instrumentalisiert wurde und so den Ruf Staudtes als „Nestbeschmutzer“ und „Protegé der Roten“ zementierte. Höchste Zeit, diese frühe deutsch-jugoslawische Koproduktion und deutlichste aller Provokationen des großen Provokateurs des deutschen Nachkriegsfilms wiederzuentdecken. Das Zeughauskino zeigt eine Cinemascope-Fassung.
Einführung: Jan Kindler