03.02.2006, im Zeughauskino.
Mit dem Roman Die Leiden des jungen Werther (1774) errang Goethe frühen Ruhm und Erfolg; das Werk ist seitdem immer wieder als herausragendes Zeugnis des deutschen Sturm und Drang bezeichnet worden. Der Theaterregisseur Karl-Heinz Stroux und der Dramaturg und Autor Hermann Gressieker unternahmen im Goethejahr 1949 den kühnen Versuch, Goethes Buch zu verfilmen und so für ein großes Publikum zu gewinnen. Sie konnten dabei auch auf die darstellerische Kraft damaliger Spitzenschauspieler setzen – Heidemarie Hatheyer, Paul Klinger und Horst Caspar. Insbesondere Horst Caspar, der den Werther spielte, galt als ein Darsteller klassischer Rollen und Figuren par excellence. Der Film nutzt für seine Rahmenhandlung das historisch überlieferte Zusammentreffen Napoleons mit Goethe: Napoleon hält die Politik für das Schicksal, Goethe setzt ihm entgegen, dass das Herz das Schicksal sei. Und er liest zum Beweis in seinem „Werther“, den der Kaiser vor sich auf dem Tisch zu liegen hatte. Dann setzt die leidenschaftliche, unglückliche Liebesgeschichte um Werther und Lotte ein. Der Film ordnete sich mit Anstand und Geschmack in die zahlreichen Ehrungen und Gedenkfeiern des 200. Jahrestags von Goethes Geburt ein.
Einführung: Günter Agde