25.09.1992, im Zeughauskino.
Auf dem Wege von der Provinz in ein Kloster bezaubert Manon Lescaut in einem Gasthaus den Steuerpächter Marquis de Bli und den jungen, adligen Ritter des Grieux (Sohn des Marschalls von Frankreich), der sie nach Paris bringt. Dort wird sie erst die Geliebte des alten Marquis, flieht dann zu des Grieux und gerät anschließend durch eine Intrige zunächst ins Gefängnis und dann ins Arbeitshaus. Nach ihrer Verurteilung zur Deportation kann des Grieux sie befreien, doch zu spät – verletzt stirbt sie in seinen Armen.
In seiner Monografie über Lya de Putti schreibt Johannes Zeilinger zum Ufa-Film Manon Lescaut, der entstanden ist nach einem Roman von Abbé Prévost: „Für den Fall, daß dieses Finale einem Käufer des Films gar zu traurig erscheinen mochte, wurde als Variante eine andere Schlußszene gleich mitgedreht in der Manon gesundet, der Marschall dem Paar sein Liebeslotterleben verzeiht, aber beide als erzieherische Maßnahme für einige Jahre ins Exil schickt.“
Auch in der Charakterisierung Manons erlaubte sich Arthur Robinson eine Abweichung gegenüber Prévost; H. G. Lustig, zeitgenössischer Kritiker der Vossischen Zeitung schrieb am 13.2.1926 dazu: „Im Augenblick, da uns Manon Lescaut zuerst begegnet, mit Lya de Puttis Augen und ihrem Mund (der ein Herz aus französischer Tusche darstellt), weiß man: Manon ist nicht das siebzehnjährige, völlig unerfahrene Mädchen des Romans, das da, kokett zwar, aber völlig hilflos dem Chevalier begegnet. Sie weiß wohl, was sie will, und wird bestimmt den Tanten nicht ins Kloster folgen.“
Einführung: Evelyn Hampicke, Jürgen Bretschneider – mit Klavierbegleitung