Zu Beginn des Kalten Krieges standen die DDR und China Seite an Seite mit der Sowjetunion im Kampf gegen den Imperialismus. Die 1949 gegründete Volksrepublik China war eines der ersten Länder, das diplomatische Beziehungen mit der DDR aufnahm, und man war sich seither in Freundschaft und Solidarität verbunden. Von China lernen bedeutete, sich den revolutionären Freiheitskampf unter Mao Tse-tung zum Vorbild zu nehmen und die Umsetzung der Kollektivierung genau zu studieren. Bevor es 1960 zum Bruch zwischen China und der Sowjetunion kam, der die Abwendung der DDR von China nach sich zog, entstanden bei der DEFA ab Mitte der 1950er Jahre insgesamt sechs Dokumentarfilme über China, die mit politisch gewünschtem Pathos einen Neuanfang beschwören, zugleich aber auch von Sympathie und großem Interesse an der sichtbaren Welt zeugen: Starke Freunde im fernen Osten und die Wochenschau Der Augenzeuge dokumentieren zunächst die Staatsbesuche Otto Grotewohls und Walter Ulbrichts in China 1955 und 1956. Wir berichten aus Pan Yü (1959) stellt dagegen eine der wichtigsten Maßnahmen im Kontext des proklamierten „Großen Sprungs nach vorn“ (1958-1961) vor: die Einrichtung von Volkskommunen auf dem Lande. Aus der Ich-Perspektive eines ehemaligen Kulis schildert Genosse Sziau erzählt (1960) schließlich den langen Weg von der Kolonialherrschaft über den Freiheitskrieg bis zur forcierten Industrialisierung in der Gegenwart.
Einführung: Qinna Shen (Bryn Mawr College, Pennsylvania, USA)
Am Montag, den 8. Juli 2019 um 19:00 Uhr im Arsenal