Im Film ist Hilde Hildebrand vornehmlich im Genre der Komödie in Erscheinung getreten. Als damenhaft Verruchte, raffinierte Geliebte, spöttische Verführerin oder kluge Genießerin verlieh sie dem Typ des Vamps eine selbstironische Form, in der das Weibliche als ein Spiel mit gesellschaftlichen Konventionen, sozialen Rollen und erotischen Maskeraden entfaltet wird. Die am 10. September 1892 in Hannover geborene Hilde Hildebrand verfügte über eine mehrjährige Schauspielerfahrung an Berliner Bühnen, als sie ab 1931 regelmäßig im deutschen Film mitwirkte. Obwohl sie meist nur in Nebenrollen auftrat, wurde sie wegen der Virtuosität ihres komödiantischen Schauspiels zu einem der führenden weiblichen Stars des Filmlustspiels. Höhepunkte ihrer Darstellungen sind die von ihr vorgetragenen Chansons wie „Liebe ist ein Geheimnis“ oder „So war die Frau von Eschebach“, in denen sie der Form selbstironischer Performance weitere Facetten hinzufügte. Hilde Hildebrand starb am 27. Mai 1976 in ihrer Wahlheimat Berlin.
DAS MÄDCHEN VON GESTERN NACHT
D 1938, R: Peter Paul Brauer, D: Willy Fritsch, Gusti Huber, Hilde Hildebrand, Georg Alexander, Rudolf Platte, 90’
Der gestrenge Lord Radley (Georg Alexander) ermahnt seine jungen Attachés, bei amourösen Abenteuern diskret zu sein: „Wer zum Auswärtigem Amt gehört, darf sich oder eine Dame nicht kompromittieren. Da gibt es nur eins – heiraten oder den Dienst quittieren!“ Mit einem Auftrag seines Chefs, geschäftliche Beziehungen zum amerikanischen Bankier Miller einzuleiten, begibt sich Lord Stanley Stalton (Willy Fritsch) direkt nach Hause, sein Operbillet, das er von seiner Gönnerin Lady Darnmore (Hilde Hildebrand), einer Dame mit vielen Absichten, erhalten hat, überreicht er seinem Freund Stanley Chestnut (Rudolf Platte), einem jungen soeben von dem Bankier Barrow entlassenen Bankangestellten. In der Loge begegnet Stanley Chestnut Evelyn (Ingeborg von Kusserow), der Tochter des Bankiers Barrow, die eigentlich, nach den Plänen von Lady Darnmore, die nähere Bekanntschaft von Lord Stanley Stalton machen sollte. Dieser hat sich bereits der wohlverdienten Ruhe hingeben, als plötzlich eine junge Frau (Gusti Huber) leise – wie eine Einbrecherin – in sein Schlafzimmer gelangt, ihre Garderobe ablegt, sich in den Schlafrock des Hausherrn kleidet und der eintreffenden Polizei gegenüber als Lady Stalton ausgibt, obgleich sie in Wirklichkeit die Tochter des Bankiers Miller ist. Nun beginnt eine turbulente Verwechslungskomödie, an dessen Ende nicht nur die jeweiligen Liebespaare in einer Ehe zusammenfinden, sondern darüber hinaus auch Lord Radley und Lady Darnmore, nachdem er sie öffentlich im Überschwang der Gefühle geküßt hat.
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
Konzeption und Einführungen: Renata Helker
Am 4. April 2008, 21.00 Uhr, im Zeughauskino