Johann (D 1943, R: Robert A. Stemmle, D: Theo Lingen, Fita Benkhoff, Irene von Meyendorff, Hermann Thimig)
Deutschland habe die besten Diener, so besagt ein Lichtenberg-Aphorismus, und Deutschlands bester Filmdiener dürfte Theo Lingen gewesen sein. Dass er jedoch auch andere Rollen und Rollen anders brillant zu spielen vermochte, demonstriert er hier. Als Hauptfigur, dem botmäßig dienstfertigen Kammerdiener Johann, dessen Name auf der ersten Silbe zu betonen sei, vermittelt er nicht weniger als das Lob des Individualismus in einer hierarchisch gegliederten Welt. Dieser Diener kennt die Gesetze der Geschichte. Seitenhiebe gegen den Adel, der ihn beschäftigt, können in diesem Film auch ganz anders verstanden werden, weshalb er vor der staatlichen Freigabe offenbar gekürzt werden musste. Die Figur des Johann ist Lingens erste tragende Rolle im Film und das künstlerische Konzentrat aller seiner Figuren. Unter den vielen unbekannten Filmen Theo Lingens ist JOHANN wohl einer der interessantesten. Ganz auf den Hauptdarsteller und Autor der Bühnenvorlage zugeschnitten, steckt in ihm womöglich auch ein klein wenig praktische Lebensphilosophie und der vage Ausblick von der Hitlerzeit in eine Welt, die danach kommen müsste. Ein Film des Übergangs. Die immer wieder beklagte Fixierung auf die von ihm geschaffene Diener-Institution hat Lingen beim Publikum nicht diskreditiert.
Einführung: Rolf Aurich
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
Am 1. Mai 2009, 19.00 Uhr, im Zeughauskino