DIE GESCHENKE DES GRAUMÄNNCHENS (DDR 1957, Gestaltung: Bruno J. Böttge, Musik: Kurt Schwaen)
DAS LEBEN BEGINNT (DDR 1960, R: Heiner Carow, D: Doris Abeßer, Erik Veldre, Musik: Kurt Schwaen)
Der Berliner Komponist Kurt Schwaen (1909-2007) hat in nur sechs Jahren (1957 bis 1963) die Musik für acht Kinospielfilme und die Fernsehoper FETZERS FLUCHT geschrieben. Insofern nehmen diese Filmmusiken im reichen und vielgestaltigen kompositorischen Schaffen Schwaens einen eigentümlich-besonderen Platz ein. Sein Kino-Debut, die Musik für den Trickfilm DIE GESCHENKE DES GRAUMÄNNCHENS von Bruno J. Böttge, wird durch kammermusikalisch-filigrane Melodienführung in kurzen Abschnitten charakterisiert, die sich eng an die schmale, DDR-patriotisch eingefärbte Story und an die Silhouettentechnik des Films anfügt. Deutlich ist Schwaens Neigung zu Kompositionen liedhaften Charakters zu hören. In DAS LEBEN BEGINNT von Heiner Carow erkennt man die noch unverbrauchte Utopie vieler Künstler in der frühen DDR: die Verhältnisse können gebessert werden, wenn alle Menschen Vernunft zeigen und Einsicht in das Gute – der Rest ist Erziehung und Überzeugung. Der Film „gibt kein Schema des Lebens, sondern greift mitten hinein in unsere schwere und schöne Wirklichkeit“, schrieb die Kritikerin Rosemarie Rehahn zur Uraufführung. Dem Grundgestus des Films – grandiose Vision mit vielen Widersprüchen – ist auch die Musik Kurt Schwaens durchgängig verpflichtet: Mit orchestralem Schwung stützt er die Stimmungen des Films und auch einzelner Figuren und lässt keinen Zweifel am optimistischen Ausgang der Story – und der Wirklichkeit.
Kopien: Bundesarchiv-Filmarchiv
Einführung: Günter Agde
Am 3. Juli 2009, 18.00 Uhr, im Zeughauskino