Und finden dereinst wir uns wieder… (Deutschland West 1947, R: Hans Müller, D: Lutz Moik, Hans Neie, Paul Dahlke, Käte Haack, Willi Rose, 89’)
Einer der ersten Nachkriegsfilme, der in die NS-Zeit zurückblendet und die Verführung der deutschen Jugend im „Dritten Reich“ thematisiert. Eine Gruppe von Schülern, die aus Berlin nach Westfalen evakuiert wurde, bricht im März 1945 heimlich auf, um am „Endkampf“ in Berlin teilzunehmen. Unterwegs begegnet sie einem Lehrer, der die Jungen immer wieder im Sinne der NS-Politik beeinflusst hatte, und der sie nun auffordert, seine SA-Uniform verschwinden zu lassen: ein „Wendehals“. Dagegen öffnet ihnen ein von seiner Einheit versprengter Gefreiter mit seinen Berichten vom Krieg in Russland die Augen. Der kleinste der Jungen stirbt einen letzten Opfertod; die anderen begraben ihn am Straßenrand. Ihr „Idealismus, für Führer und Vaterland in den Kampf zu ziehen, weicht schließlich der Auffassung, dass der Führer als Initiator des Krieges ein Verbrecher ist“ (Peter Pleyer).
Der Film steht für eine Tendenz im (west-)deutschen Nachkriegskino, die Schuld für Krieg und Mord einzig und allein bei der NS-Obrigkeit, nicht aber beim einfachen „Mitläufer“ zu suchen. Die vermeintliche Alleinschuld Hitlers wird zum Alibi für eigene Verstrickungen: Durch ihn sind alle anderen Deutschen zu „Opfern“ geworden. Paul Dahlke als sympathischer Lehrer und Autoritätsperson fordert am Ende des Films zum Blick nach vorn auf: „Zu sterben für eine Idee kann gut sein. Zu leben aber, zu arbeiten für sein Volk, das ist viel, viel größer als der Tod.“
Einführung: Ralf Schenk (CineGraph Babelsberg)
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv, 35mm, s/w
Am 4. März 2011, 19.00 Uhr, im Zeughauskino.