Das Wunder des Malachias (BRD 1961, R: Bernhard Wicki, D: Horst Bollmann, Karin Hübner, Günter Pfitzmann, Brigitte Grothum, Senta Berger, Loriot, 126′ 35 mm)
Ein Film, wie geschaffen für den Karfreitag: Durch ein Gebet bringt der brave Pater Malachias in einer Stadt im Ruhrgebiet ein Haus zum Verschwinden, in dem die „Eden-Bar“ residiert, ein Tanzlokal, das der Kirche direkt gegenüber liegt. Das Etablissement landet auf einer einsamen, felsigen Nordsee-Insel. Presse und Marketingfirmen nehmen sich sofort des Wunders an und schlagen daraus Profit, und der Immobilienbesitzer, auf dessen Grundstück sich die Bar befand, vermietet den freien Platz an Händler und Scharlatane. Währenddessen avanciert das Lokal auf der Nordseeinsel zum exklusiven Club für die Schönen und Reichen… Aus der westdeutschen Produktion der frühen 1960er Jahre ragte Das Wunder des Malachias sowohl inhaltlich als auch formal weit heraus: Deutlich beeinflusst von Federico Fellinis La dolce vita (1959), zeigte sich Bernhard Wickis Satire auf den moralischen Verfall der Wirtschaftswunder-Gesellschaft auf der Höhe ihrer Zeit. In einer ausufernden, episodisch strukturierten Handlung nehmen fast alle Beteiligten von der kleinen Kellnerin bis zum Wirtschaftsboss am Tanz um das Goldene Kalb teil. Die rastlos bewegte Kamera steigert sich in einer großen Partyszene am Schluss des Films zum furiosen Höllenritt. Für die Titelrolle des Paters Malachias, die sympathischste Figur in seinem überbordenden filmischen Sittenbild, verpflichtete Wicki den Berliner Schauspieler Horst Bollmann, der mit „gutmütigem, weltfremdem Lächeln den einzigen Moment der Ruhe ausstrahlt“ (Peter Zander). In einer größeren Nebenrolle spielt Vico von Bülow (Loriot) einen der Nachtbar-Gäste. Ein bis heute moderner und erstaunlich gültiger Film. (rs)
Einführung: Ralf Schenk (Filmhistoriker/Publizist)
Am 6.4.2012 um 18.30 Uhr im Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums (DHM)