01.12.2023, 18:00 Uhr im Pei-Bau des Deutschen Historischen Museums.
Anfang der 1920er Jahre drückt Lupu Pick dem Genre des Kammerspielfilms als Regisseur von Scherben (1921) und Sylvester (1924) gemeinsam mit dem Drehbuchautor Carl Mayer seinen Stempel auf. Nach der Trennung von Mayer kehrt er 1925 mit Das Haus der Lüge, einer Verfilmung des naturalistischen Bühnenklassikers Die Wildente von Henrik Ibsen, noch einmal zu den literarischen Wurzeln des Kammerspielfilms zurück.
Der Blick auf die Figuren ist schonungslos. Fast schon genüsslich werden die Abgründe eines erweiterten Familiendramas ausgeleuchtet, in das die Protagonisten sich rettungslos verstricken. Auf engstem Raum führt der Film die Figuren gegeneinander, lässt die Gespenster der Vergangenheit aufsteigen, Abhängigkeiten sichtbar werden, Illusionen aneinander zerschellen. Zug um Zug legt er in den Gesten und in den vom Raum begrenzten Bewegungen der Akteure die Muster von Betrug und Selbstbetrug frei.
Lupu Pick, der auch Produzent des Films war, präsentiert ein Staraufgebot, das neben Werner Krauß und Lucie Höflich auch die Schwedin Mary Johnson, Albert Steinrück und Walter Janssen umfasst. Das Szenenbild stammt von Albin Grau, der nach Nosferatu (1922) und Schatten (1923) hier letztmals an einem Spielfilm mitwirkt. Das Prager Tageblatt vom 18. Juni 1926 würdigte insbesondere die „psychologische Feinmalerei“ des Films, der ein internationaler Achtungserfolg war.
Zur Aufführung kommt die 2019 digital restaurierte Fassung der Stiftung Deutsche Kinemathek.
Am Klavier: Richard Siedloff, Einführung: Michael Wedel (Filmuniversität Babelsberg „Konrad Wolf“)