25.2.2022, 18:30 Uhr im Zeughauskino.
Zwischen 1958 und 1961 eröffneten die drei großen Nationalen Mahn- und Gedenkstätten der DDR. Sie wurden an Standorten ehemaliger NS-Konzentrationslager eingerichtet: Buchenwald, Ravensbrück, Sachsenhausen. Neben dem Erinnern an die Verbrechen stand die Aufgabe, aktuelle Aspekte der offiziellen Geschichtsdeutung zu vermitteln und die DDR als Friedensstaat im Kalten Krieg darzustellen. Der didaktischen Unterstützung dienten u.a. dokumentarische Filme, die für verschiedene Verwendungen konzipiert wurden, etwa für das Kino-Beiprogramm oder für Vorführungen in den Gedenkstätten selbst.
Während Gelöbnis von Sachsenhausen (1961) als emotional verdichtete Vor-Ort-Reportage von der Gedenkstätteneröffnung mit Originaltönen der internationalen Opfervertreter angelegt ist, weiten sich Frauen in Ravensbrück (1968) sowie O Buchenwald (1984) zu bildgewaltigen Rückschauen auf den Nationalsozialismus, in denen die Konzentrationslager nur ein Baustein sind. Beide Filme behaupten seine Ursachen in der Weimarer Republik, betonen den Schulterschluss Hitlers mit der Wirtschaft und heben den aktiven kommunistischen Widerstand heraus – der Holocaust kommt nur am Rande vor. Den Sprung in die Gegenwart vollziehen Gelöbnis von Sachsenhausen und O Buchenwald, indem sie die Nichtverfolgung von NS-Tätern sowie neonazistische Tendenzen in der Bundesrepublik anprangern.
Einen angemessenen Gegenpart zu den meist dramaturgisch überladenen und auf Überwältigung des Publikums zielenden DEFA-Gedenkstättenfilmen bildet Als die Anemonen blühten (1984): Langsam zoomt die Kamera an Bäume heran, die rote Häftlingsdreiecke und Einritzungen tragen, Zeugnisse des Todesmarsches: „Man erzählt, die Schicht unter der Rinde war essbar. Einige schnitzten Zeichen in die Bäume – im Wald bei Below.“
Einführung: Ralf Forster (Filmmuseum Potsdam)