17.12.2021, 18:30 Uhr im Zeughauskino.
Italien – sowohl als reales Land als auch als Sehnsuchtsort zentral in der deutschen Kulturgeschichte — schien der DEFA zunächst abhandengekommen zu sein. Nach einigen Anläufen zu Koproduktionen gelang dem Studio dann der Kontakt mit Italien, jedoch im Bereich des Dokumentarfilms.
Licht für Palermo ist ein exemplarisches Werk für den gebrochenen Umgang mit Italien nach dem Zweiten Weltkrieg. Karl Gass eröffnet mit einem touristischen Blick auf Sizilien. Gegen die farbenfrohen Bilder eines Urlaubsidylls dokumentiert er in hartem Schwarzweiß das Elend der armen Bevölkerung. Für Politik und insbesondere für die Stellung der Kommunistischen Partei Italiens (PCI) interessiert sich auch sein über zehn Jahre später entstandener Film Die verdammten Toscaner. Ob hier der Regisseur „einer souveränen, frei gewählten, intensiv vertretenen politischen Grundauffassung“ (Erika Richter) folgte oder den kulturpolitischen Schulterschluss mit einem DDR treuen Flügel der sich spaltenden PCI suchte, lässt der Film offen.
Von ganz anderem Temperament ist Uwe Belz. Er lässt Toscana Rossa wie ein Reisetagebuch beginnen: Tag eins versammelt auf schwärmerische Weise Landschaften und die Städte Pisa, Siena, Florenz; am zweiten Tag dann aber Generalstreik und Arbeitskampf. Belz integriert bereits den Spott, den er im Werk Giovanni Boccaccios findet und dem er später mit einem filmischen Brückenschlag von der Renaissance in die 1970er Jahre und von der Toskana nach Berlin ein zeitloses Denkmal zu setzen versucht. Mit einem ausgestellt gefälligen Kommentar (Manfred Krug) und einer Disco-Streichermelodie (Musik: Günter Hörig) könnte der Film kaum charakteristischer für seine Entstehungszeit sein.
Einführung: Stephan Ahrens