07.08.2020, 18:00 Uhr im Zeughauskino.
Johann Strauss’ Die Fledermaus markiert einen Höhepunkt in der Goldenen Ära der Wiener Operette. Die musikalische Komödie, mit einer rauschenden Ballnacht im Zentrum der Handlung, bot auch für das Kino genügend Stoff für zahlreiche Adaptionen, die sich mal mehr, mal weniger dicht an die Vorlage hielten. 1955 entstanden gleich zwei Verfilmungen: Eher klassisch als Rauschende Melodien bei der DEFA inszeniert, hingegen modernisiert und ins Wien der Nachkriegs-Besatzungszeit verlegt in der britisch-deutschen Co-Produktion Oh… Rosalinda! von Michael Powell und Emmeric Pressburger – die wir im Anschluss um 21 Uhr zeigen.
Für den erfahrenen Kameramann Erich Wilhelm Fiedler war Rauschende Melodien erst die zweite Regiearbeit, für die er außerdem das Drehbuch verfasste und natürlich die Kamera führte. Fiedlers Film ist frei von mahnendem Pathos und marxistischem Idealismus, sondern gibt sich ganz einer schwelgerischen Inszenierung der opulenten Lebenswelt der höheren Gesellschaft Wiens hin. Mit Josef Egger hatte er zudem einen Fledermaus-erfahrenen Schauspieler im Ensemble, denn der österreichische Charakterdarsteller hatte bereits zehn Jahre zuvor den trinksüchtigen Gefängniswärter Frosch in Géza von Bolvárys „Überläufer“ Die Fledermaus (1944/1946) gespielt.
Gesangseinlagen sind besonders zu Beginn auf ein Minimum reduziert und beschränken sich auch im zweiten und dritten Akt nur auf die bekanntesten Nummern. Vielmehr wurden die Strauss-Melodien vom Filmkomponisten Heinz Butz in ein hochwertiges „Underscoring“ umgearbeitet.
Einführung: Gerrit Bogdahn