21.08.2020, 18:30 Uhr im Zeughauskino.
Ab 1941 betrieben die deutschen Okkupanten in den besetzten Gebieten hinter der Front für kurze Zeit eine umfangreiche mediale Propagandakampagne, um einheimische Arbeitskräfte für den Einsatz in Deutschland anzuwerben. Mit Filmen und Plakaten sollten „interessierte“ Freiwillige gewonnen werden – eine Maßnahme, die wenig später durch Zwangsrekrutierungen ersetzt wurde.
Im Mittelpunkt der Kampagne standen Filme, die von anderen Propagandaangeboten mit einer ähnlichen Bildsprache ergänzt wurden. Ziel des Werbens war eine vermeintliche zivile Öffentlichkeit jenseits des Krieges. Die Motive folgen einer „Heim ins Reich“-Ideologie und zeigen neben Szenen einfacher, handwerklicher Arbeit harmonische Familiensituationen im trauten Heim. Die dargestellten Figuren suchen den direkten Blickkontakt mit dem Betrachter. Sie werben nicht für konkrete Berufe, sondern für körperliche Arbeit schlechthin. Auf keinem der Bilder sind die dargestellten Arbeiter als „Ostarbeiter“ zu erkennen, auch antisemitische Akzente fehlen. Die tatsächlichen Lebensverhältnisse und Besatzungserfahrungen werden verschwiegen. Für die Außenwerbung entwickelte das NS-Propagandaministerium ein reich differenziertes Arsenal an modernen Werbematerialien, die den Funktionären in einem umfangreichen Katalog zur Verfügung gestellt wurden. Die Bilder der Anwerbekampagne korrespondierten dabei mit NS-Spielfilmen, die untertitelt in den Kinos der okkupierten Städte und auf dem Lande in mobilen Kinowagen gezeigt wurden. Die 1941 gegründete Berliner Firma Zentral-Filmgesellschaft Ost (ZFO) produzierte die begleitend eingesetzten Anwerbefilme.
Plakat und Film
Im Zeichentrickfilm Sprechende Plakate fährt die Kamera die großflächigen Schwarz-Weiß-Motive der Plakatkampagne zur Anwerbung von Arbeitskräften im Osten ab. Die Illustrationen und Fotomontagen locken mit der Verherrlichung körperlicher Arbeit.
Russenfilm Nr. 2 zeigt ein älteres, ukrainisches Bauernpaar, das seine Tochter überreden möchte, eine Arbeit in Deutschland aufzunehmen. Ein deutscher Soldat unterstützt sie dabei. Dokumentarische Einblendungen von Feld- und Erntearbeiten, vom Trockenlegen von Mooren, der Weinlese, von Tanz- und Sportveranstaltungen sowie vom Reichserntedankfest auf dem Bückeberg sollen die junge Frau wie die Zuschauer überzeugen.
Wir fahren nach Deutschland begleitet eine Gruppe Ukrainer auf ihrer Zugreise von Kiew nach Deutschland. Die nationalsozialistische Propaganda arrangiert diese Reise im Güterwagon mit guter Verpflegung und medizinischen Untersuchungen. In Deutschland angekommen, werden die Arbeitskräfte auf verschiedene Betriebe und Arbeitsplätze verteilt: eine Gärtnerei, eine Metallfabrik, Privathaushalte. Die fast komfortable Unterbringung der Arbeiter in einem Lager mit Holzbaracken und lichtdurchfluteten Gemeinschaftsräumen soll die Attraktivität des Angebotes noch steigern.
Einführung: Günter Agde