06.12.2019, 21:00 Uhr im Zeughauskino.
1967 war in der Bundesrepublik das Kinojahr der gefährlichen Frauen. In Volker Schlöndorffs Mord und Totschlag erschießt eine Frau ihren Liebhaber, in Louis Malles Viva Maria! greifen Brigitte Bardot und Jeanne Moreau als Vorhut der Revolution zum Maschinengewehr, und in Russ Meyers Faster, Pussycat! Kill! Kill! (1965), der 1967 unter dem Titel Die Satansweiber von Tittfield in die deutschen Kinos kommt, überfahren mordlustige Go-go-Girls ihre Widersacher mit dem Porsche oder brechen ihnen mit Karateschlägen das Genick. Das Spektrum reicht vom Jungen Deutschen Film über französisches Star-Kino bis zum Exploitationfilm US-amerikanischer Bauart.
Rolf Olsens Das Rasthaus der grausamen Puppen ist am ehesten mit Russ Meyers Film verwandt. „Fünf kesse Mini-Mädchen, eben aus dem Zuchthaus ausgebrochen, spielen ‚Hasch mich‘ mit der Polizei, und die Leichen bleiben reihenweise auf der Strecke“, fasste die Nürnberger Zeitung zusammen. Dazu sang Don Adams von „Dirty Angels“. Ponkie, die Kritikerin der Münchner Abendzeitung, schimpfte über einen „primitiven Amazonenthriller“ und ein „vulgäres Furienpanoptikum“. Kein Film nach jedermanns Geschmack, aber doch ein Film, der allein in West-Berlin in 50 Kinos lief. Er steht zudem am Anfang einer erfolgreichen Firmengeschichte: Das Rasthaus der grausamen Puppen war der erste Film, den der Österreicher Karl Spiehs für die Lisa-Film produzierte, die sich in den Jahren danach mit Tanten- und Paukerfilmen und später mit Thomas Gottschalk- und Mike Krüger-Klamauk auf ewig ein Plätzchen im Olymp des Mainstreamkinos sicherte. (ps)
Einführung: Bennet Togler und Philipp Stiasny