Als „trial by document“ bezeichnete Jay Leyda den Kompilationsfilm, der um die Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts bemüht war, Filmdokumente in den Rang von Beweismitteln zu erheben. In der DDR waren es die Dokumentaristen Annelie und Andrew Thorndike, die das Medium zur Waffe zuspitzten. Nach ihrem abendfüllenden Kompilationsfilm Du – und mancher Kamerad (DDR 1956), den sie zu wesentlichen Teilen aus den Hinterlassenschaften des ehemaligen Reichsfilmarchivs montierten, schufen sie mit URLAUB AUF SYLT (DDR 1957) und UNTERNEHMEN TEUTONENSCHWERT (DDR 1958) zwei Filme in der kurzlebigen Reihe „Archive sagen aus“, welche die personellen Kontinuitäten zwischen Nationalsozialismus und junger Bundesrepublik anprangerten und so die beiden deutschen Staaten – reaktionärer Westen, progressiver Osten – zu kontrastieren suchten.
Einführung: Alexander Zöller
Am Montag, den 16. September 2019, um 19:00 Uhr im Arsenal