Marion ist schwanger von Fred. Oder von Dr. Morath? Oder von Thomas von Stein? Es ist eigentlich auch egal, denn sie lässt das Kind sowieso in der Schweiz wegmachen und am Ende sind eh alle tot – bloß manche werden vorher was erleben. Der vermeintliche Regisseur, der die Handlung aus dem Off kommentiert, erläutert schlüssig: „Meine Darsteller sterben alle. Das habe ich gewollt, denn ich kann mir nicht vorstellen, mit ihnen zusammenzuleben.“
Der Film des Kollektivs „Epplwoi Motion Pictures“ – acht Absolventinnen und Absolventen der Hochschule für Gestaltung in Ulm – ist ein Zeitdokument par excellence, thematisch wie ästhetisch. Das aus im semi-dokumentarischen Stil gedrehten Szenen, Archivmaterial, Off-Kommentaren, Texttafeln, auffällig vielen Schwarzbildern, Freeze Frames und Fotos zusammengeflickte Gemeinschaftswerk verweigert jegliche Konvention des filmischen Erzählens, selbst die der ohnehin konventionsbrechenden 1960er. Statt revolutionären Subjekten gibt es skurrile, kleinbürgerliche Gestalten, die sich im bundesdeutschen Alltag zu Hochzeiten des Eisernen Vorhangs nach sexuellen Annäherungen sehnen, an DAG-Selbstdarstellungsverbesserungskursen teilnehmen, sonntags in bedrückenden Familienkonstellationen Kaffee trinken und speisen oder die Macht der Rüstungsindustrie und koloniale, imperialistische Phantasien des deutschen Bildungsbürgertums repräsentieren.
Einführung: Borjana Gaković
Am Freitag, den 7. September 2018, um 18:00 Uhr im Zeughauskino