Eine „unerhörte Begebenheit“ (Goethe) strengsten Zuschnitts: Buchstäblich am Tag vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 töten drei Wehrmachtssoldaten an der deutsch-litauischen Grenze die Tochter ihres Hauptmanns – versehentlich, ein Jagdunfall. Alle wollen das Unglück verschleiern, vertuschen, auch um sich selbst zu retten. Alle wollen Kameraden sein.
Die Verquickung von Gewissensnöten, Karrieredruck, Offiziers-Dünkel, gesundem Menschenverstand und NS-Ideologie – vor dem Hintergrund des Kriegsbeginns – zeichnete Franz Fühmann (1922-84) in seiner Novelle „Kameraden“ (1955) nach. Diese Novelle war eines der frühesten Prosawerke der DDR-Literatur, das sich mit Wahrhaftigkeit und psychologischem Einfühlungsvermögen, mit Reichtum der Figurenzeichnung und Aufrichtigkeit dem seinerzeit schwierigsten Thema zuwandte – dem Krieg, der nur 10 Jahre zurücklag.
Der Film folgt konsequent den Intentionen Fühmanns, vermeidet Pathos und Heroisierung ebenso wie Landser-Romantik und Sentimentalität. Er setzt strikt auf die innere Folgerichtigkeit der Story. Es bleibt ein dichtes nuanciertes Kammerspiel voller Spannung, ohne Schlachtengemälde. Die herb-faszinierende Poesie des Films, unterstützt von strengem Schwarz-Weiß, ergibt sich aus der Nüchternheit der Erzählweise und aus der darstellerischen Kraft der Schauspieler. Das macht die Anziehungskraft des Films bis heute aus.
Der Film war für die Filmfestspiele in Cannes 1957 nominiert, konnte aber infolge einer Intervention der Bundesrepublik nur außerhalb des Wettbewerbs gezeigt werden.
Einführung: Günter Agde
Am Freitag, den 6. April 2018, um 19:00 Uhr im Zeughauskino