Der farbige Dokumentarfilm Begegnung mit Deutschland entsteht 1958 im Auftrag des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung. In zahlreichen Sprachfassungen synchronisiert, sollte er vor allem im Ausland die politischen Ansichten der Bundesregierung propagieren. So wird auf den Landkarten Deutschland weiterhin in den Grenzen von 1938 vorgestellt. Die Bundesrepublik und West-Berlin werden von ihren schönsten Seiten gezeigt: pittoreske Orte, moderne Neubauten, leistungsfähige Industrie, hochstehende Kultur.
Begegnung mit Deutschland ist aber auch ein Film auf der Suche nach einem Ort namens Deutschland. Von Norddeutschland geht es in die Alpen, dann an die innerdeutsche Grenze, schließlich nach West-Berlin mit seinen Ruinen, aber auch den Hochhäusern des Hansaviertels. Es folgen das Ruhrgebiet, Rhein und Mosel.
Das Wohlige der Adenauer-Ära spiegelt sich in schönen Agfacolor-Farben; der Alltag bleibt hingegen weitgehend ausgeschlossen. Der Regisseur Günther Schnabel präsentiert ein buntes Bilder-Potpourri zwischen Postkartenmotiven und dem Versuch, „die ganze Wahrheit zu zeigen“, wie es im Kommentar seines Bruders, des Schriftstellers Ernst Schnabel heißt. Dessen ausgefeilter literarischer Kommentar, der Deutschlands jüngste Vergangenheit nicht ausschließt, durchbricht häufig die nur auf Schönheit erpichte Kulturfilm-Ästhetik der Bilder. Mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet, ist Begegnung mit Deutschland auch eine Zeitreise zurück ins westdeutsche Wirtschaftswunderland.
Einführung: Jeanpaul Goergen
Am Freitag, den 28.4.2017 um 18:30 Uhr im Zeughauskino