Der Sportfilm gehört seit den Anfängen des Kinos zum Standardrepertoire des Spiel- und Dokumentarfilms. Auch die 1946 gegründete DEFA hat sich in zahlreichen Varianten des Themas angenommen. Ausgewählte Beispiele sollen in der Reihe gezeigt werden. Ob als Musical- oder Kompilationsfilm, ob als Gegenwartsdrama oder Historienkino, der Sport ist bis 1990 ein wichtiges Sujet im Spielfilmschaffen Ostdeutschlands. Dabei wird der Sport auf dem Fußballplatz, auf der Pferderennbahn, im Eisstadion oder der Schwimmhalle zum Verhandlungsort zentraler gesellschaftlich, politisch und historisch relevanter Themen. Jenseits der Realisierung einer dem Sport angemessenen Ästhetik werden Fragen der gesellschaftlichen Moral, aber auch des Verhältnisses von Individualität und Gemeinschaft, von Leistung und Leidenschaft, von Profi- und Amateursport thematisiert. Ob die DEFA im Gegensatz zu dem im Westen sehr stark verbreiteten erzählerischen Gedanken der Sensation und des Zweikampfes im Sportfilm einen eigenen Genregedanken entwickelte, soll in den jeweiligen Einführungen thematisiert werden. Bei denen auch das Verhältnis von Spielfilmproduktion und der besonderen staatspolitischen Bedeutung und strategischen Instrumentalisierung des Sports in der DDR beleuchtet werden soll.
Einer von uns (DDR 1950, Helmut Spieß)
Die Biografie des von den Nationalsozialisten im KZ Oranienburg ermordeten Ringers Werner Seelenbinder bildet die Folie für die Geschichte des Arbeitersportlers Richard Bertram. Seelenbinder war nicht nur erfolgreicher Ringer, sondern auch kommunistischer Parteiaktivist und Widerstandskämpfer.
Im Mittelpunkt des Films steht die Zeit von der Weimarer Republik bis zu den Olympischen Spielen 1936. Nach dem Machtantritt Hitlers gehen Richard und sein Freund Alli in einen bürgerlichen Verein, um ihre illegale Tätigkeit für die kommunistische Partei zu tarnen. Richards sportlicher Erfolg stört die neuen Machthaber und sie suchen einen Anlass ihn zu sperren. Sie finden ihn, als er bei der Siegerehrung zur deutschen Meisterschaft den Hitlergruß verweigert. Anlässlich der Olympiade will Deutschland auf den potentiellen Medaillengewinner aber nicht verzichten und hebt die Sperre auf. Richard nutzt die Verbindung zu den ausländischen Sportlern, um Material über Konzentrationslager ins Ausland zu schleusen, bevor er entdeckt und festgenommen wird.
Einführung: Michael Grisko (CineGraph Babelsberg e.V.)
Am Freitag, den 1. Juli 2016 um 18.00 Uhr im Zeughauskino