In einer explosiven Mischung aus Politthriller, Melodram und Actionfilm taucht Die geheime Macht ein in das Milieu der russischen Emigranten, die wegen der Oktoberrevolution und des Bürgerkriegs nach Berlin flüchteten. Im Mittelpunkt steht Sonja, eine ehemalige Prinzessin, die nun in einem Café arbeiten muss. Umgeben ist sie von russischen Fürsten und Generälen der zaristischen Armee, die mittlerweile als Kellner und Taxifahrer ihr Brot verdienen. Wie ein Schock ist es für sie, als der Mann das Café betritt, der sie einst in den Tagen der Revolution vergewaltigt und ihren Vater ermordet hatte: Sajenko, der im Dienst des sowjetischen Auslandsgeheimdienstes steht, erkennt Sonja jedoch nicht wieder. Die junge Frau lockt den Mörder in eine raffiniert gestellte Falle.
Hatte die Ufa in Die Liebe der Jeanne Ney (1927) nach dem Roman Ilja Ehrenburgs noch einen bösen „weißen“ Spion im Milieu der Pariser Exilrussen gegen einen guten „Roten“ antreten lassen, so machte die gleiche Firma mit Die geheime Macht eine Kehrtwende und präsentierte einen „Antibolschewistenfilm“. Tatsächlich bestimmte die Angst-Lust, die mit dem Bolschewismus und dem neuen Sowjetstaat verbunden waren, das Kinoprogramm im Frühjahr 1928: Kurz nacheinander waren in Berlin die gefeierten sowjetischen Revolutionsfilme Das Ende von St. Petersburg (1927) von Wsewolod Pudowkin und Oktober (1927) von Sergei Eisenstein zu sehen – ebenso wie Fritz Langs Spione (1928) über eine terroristische Geheimorganisation, deren Chef Lenin wie aus dem Gesicht geschnitten ist. „Der Film ist mit Tempo und mit bewußter Wirkung aufs Publikum gemacht“, urteilte Der Montag über Die geheime Macht. Da die deutsche Fassung nicht überliefert ist, wird die amerikanische Verleihfassung Sajenko – The Soviet gezeigt.
Einführung: Philipp Stiasny (CineGraph Babelsberg e.V.)
Am Flügel: David Schwarz
Am Freitag, den 4. Dezember 2015 um 18.30 Uhr im Zeughauskino