Im Februar 1990 führt der Dokumentarfilmregisseur Hans Wintgen im Gefängnis Berlin-Rummelsburg mit dem jungen Strafgefangenen Frank ein Gespräch über Mauern. Zur Drehzeit ist die eine Mauer vor kurzem erst gefallen. Über die andere mutmaßt Frank, dass sie wohl stehen bleiben werde, denn jeder Staat – „ist zwar traurig“ – brauche den Strafvollzug. Nur „ein anderer Anstrich wäre schön, ein bisschen bunter, wie die andere Mauer.“ Diese Doppeldeutung der Gefängnismauern macht den „Knast“ zum Brennglas, durch das sich im Frühjahr 1990 die Veränderungen „drinnen“ und die Veränderungen „draußen“ wechselseitig kommentieren. Als „typische Wendegeschichte“ (Hans Wintgen) hatte der Film Frank in den Jahren zuvor nicht realisiert werden können, das Thema war unerwünscht. Später nie im Verleih, wurde er nur wenige Male in kleinem Rahmen gezeigt. „Glaubst Du, dass die Mauer dich geprägt hat, dieser Blick, dieser ständige Blick aus dem Fenster?“, fragt Wintgen im Film Frank, sich selbst, den Zuschauer. Mögliche Antworten geben auch die früheren Filme des Regisseurs, darunter Ostbahnhof (1977) und Geschieden (1986).
Einführung: Anne Barnert, in Anwesenheit von Hans Wintgen
Am Donnerstag, den 1. Oktober 2015 um 20 Uhr im Zeughauskino