Der kleine Prinz (DDR 1966/1972, R: Konrad Wolf, B: Angel Wagenstein, K: Günter Marczinkowsky, D: Christel Bodenstein, Eberhard Esche, Inge Keller, Klaus Piontek, Wolfgang Heinz, Horst Schulze, Fred Düren, Jürgen Holtz, 77’)
Die 1965/1966 von der DEFA im Auftrag des Deutschen Fernsehfunks produzierte Adaption von Saint-Exupérys berühmtem Buch zählt zu den am wenigsten bekannten und auch am wenigsten beachteten Arbeiten Konrad Wolfs: Wegen urheberrechtlicher Probleme erlebte sie ihre Erstaufführung erst Pfingsten 1972, kurz nach der Premiere von Wolfs und Wagensteins Goya, und konnte seither nur sehr selten gezeigt werden. Die prominent besetzte und recht kostspielige Produktion, ursprünglich sogar im Gespräch als Eröffnungssendung des DDR-Farbfernsehens, stieß auf geteiltes Echo. Zu ungewöhnlich erschien manchen Betrachtern die Inszenierung in stark stilisierten Studiokulissen, mit einem von Manfred Krug gesungenen Prolog und mit einer Frau in der Titelrolle: Wolfs damaliger Gattin Christel Bodenstein, die diesen Film später als ihren Favoriten bezeichnete.
Hermann Schirrmeister meinte in der „Tribüne“ vom 24. Mai 1972: „Die Hauptrollen waren mit Christel Bodenstein (kleiner Prinz) und Eberhard Esche (Pilot) eindrucksvoll besetzt. Sie gaben mit dem phantasievollen Szenenbild Alfred Hirschmeiers und der Kamera von Günter Marczinkowski dem Gleichnis ein lyrisches Gepräge.“ Barbara Faensen schrieb dagegen in der „Neuen Zeit“ vom gleichen Tag: „Christel Bodenstein schätzen wir als talentierte Schauspielerin, die mancher Mädchen- und Frauengestalt schon glaubwürdige und wirklichkeitsnahe Züge verliehen hat. In der Rolle des ‚kleinen Prinzen’, vom Dichter so ganz anders erdacht, entsprachen ihre sinnenfreudige Weiblichkeit, das stark verschminkte Gesicht, die gelockte Perücke, die gerundete Hüfte auch nicht annähernd den Vorstellungen von dem ‚kleinen, höchst ungewöhnlichen Männchen’ vom andern Stern, diesem halb ätherischen, halb energischen Knäblein, der poetischen Traumgestalt, mit der rührenden Melancholie dessen gezeichnet, der eine kleine Pause zwischen Leben und Sterben entdeckt hat. Regisseur und Szenarist haben sich eng an die literarische Vorlage gehalten. Ob sie sie verstanden haben, bleibt offen.“
Einführung: Jan Gympel
Am Freitag, den 3. April 2015, 19 Uhr Zeughauskino