Alles für Geld (D 1923, R: Reinhold Schünzel, P: Emil Jannings-Film, B: Hans Kräly, Rudolf Stratz, D: Emil Jannings, Dagny Servaes, Ulrich Bettac, Walter Rilla, ca. 98‘ 35 mm, span. + dt. ZT)
„Geht hin und schauet: dies ist der Film unserer Zeit“, schreibt der Film-Kurier nach der Premiere von Alles für Geld am 6. November 1923. Die Hyperinflation in Deutschland hat in diesen Tagen ihren Höhepunkt erreicht: Die Preise für Lebensmittel steigen ins Unermessliche, selbst Kinokarten kosten Milliarden Mark, und die Spareinlagen der bürgerlichen Mittelschicht schmelzen dahin. Die Inflation bedeutet Armut und totale Unsicherheit, den Verlust jedes Vertrauens in Finanzmärkte und politische Schutzmechanismen. Seither fürchten die Deutschen kaum etwas so sehr wie die Inflation: Ein Trauma, das bis heute fortwirkt, dessen Echo im Kino jedoch kaum mehr hörbar ist.
Alles für Geld erweist sich hier mit seiner bizarren Mischung aus Groteske und Tragödie zugleich als Produkt und Spiegel der Inflationszeit. Emil Jannings spielt die Figur des Raffke, des milliardenschweren Kriegsgewinnlers und Spekulanten, der über Leichen geht, kalt, berechnend und brutal ist, aber auch verliebt und unbeholfen. Für Béla Balázs besteht die große Kunst von Jannings (der den Film auch produzierte) darin, dass er die plumpe Einteilung in gute und schlechte, ernste und unernste Charaktere überwindet. Hingerissen schreibt er: „Dieser mit dem derbsten Naturalismus dargestellte Haifisch wird nicht erst sympathisch, als wir zuletzt sehen, wie er leidet und bereut, sondern wir fühlen diese menschlichen Möglichkeiten in ihm von vornherein auch in den Szenen, wo er seinen Opfern den Hals abschneidet. Bei Jannings ist es das ewig Kindliche, was sich unsere Sympathie über alle Scheußlichkeiten hinweg sichert.“ (Der Tag, 14.11.1923).
Am Flügel: Eunice Martins
Einführung: Philipp Stiasny
Übersetzung: Sarah Kordecki
Am 3.5.2013 um 18.30 Uhr im Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums