Was wäre wenn? (DDR 1960 | R: Gerhard Klingenberg, B: Hedda Zinner, Gerhard Klingenberg, nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Hedda Zinner, K: Erich Gusko, D: Willi Narloch, Gerd Ehlers, Heinz Frölich, 90‘ | 35 mm)
Ein uraltes Motiv in der Kunst stellt sich vor, durch einen Zauber ließen sich alle Lebens- und Daseinsverhältnisse umkehren. Auch die Filmproduktionsfirma der DDR, die DEFA, nahm diese spielerische Utopie als Vorlage für einen Spielfilm: was wäre, wenn sich alltägliche Lebensbedingungen in einem mitteldeutschen Dorf Ende der 1950er Jahre in ihr Gegenteil verkehren würden? Nach einem seinerzeit in der DDR vielgespielten Theaterstück von Hedda Zinner (1905-1994) gestalteten die Autorin und der Regisseur Gerhard Klingenberg den Film Was wäre, wenn…?, der von einem Dorf erzählt, in dem Großbauern im Clinch liegen mit Kräften, die die Kollektivierung der Landwirtschaft vorantreiben wollen. Die heftigen Debatten gehen hin und her. Plötzlich erscheinen skurrile Leute im Ort, suchen und messen überall herum, und es entsteht das Gerücht, das Dorf werde gegen ein Gebiet „aus dem Westen“ ausgetauscht. Diese Aussicht verunsichert, erfreut, mobilisiert die Leute, und keiner aus dem Dorf kann sich vor einer Stellungnahme drücken. Mutmaßungen, Eifersüchteleien, Gerüchte schießen ins Kraut, zumal auch der Graf zurückkommen soll… Im Abstand der Jahre wirkt Klingenbergs Komödie – bei aller zeitbedingten Naivität – wie ein groteskes Abziehbild, das – ein Jahr vor dem Mauerbau – an aller Realität vorbeigeht und doch viel von einem weit verbreiteten Wunschdenken verrät.
Einführung: Günter Agde
Am 5.4.2013 um 19.00 Uhr im Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums