Der Chef wünscht keine Zeugen (BRD 1964, R: Hans Albin, Peter Berneis, D: Uwe Friedrichsen, Maria Perschy, Robert Cunningham, Gustavo Rojo, Rolf von Nauckhoff, Stefan Schnabel, Armin Dahlen, 93’, 35 mm)
Was steckt hinter den tödlichen Unfällen prominenter Wissenschaftler und Politiker? Und warum sind die Totgeglaubten kurz darauf zwar wieder quicklebendig, aber auch mutiert zu mörderischen Psychopathen? Der junge Reporter Howard beginnt das Puzzle zusammen zu setzen und kommt einer Weltverschwörung auf die Spur, hinter der nur außerirdische Mächte stecken können. Gespielt wird Howard vom damals 30jährigen Uwe Friedrichsen – Schüler von Gustaf Gründgens und später bundesdeutscher Fernseh-Liebling – mit hanseatischem Charme und einem Hauch Selbstironie in den Fußstapfen von James Bond, immer in Aktion zwischen schönen Frauen und illustren Bösewichten.
Nahezu zeitgleich mit den legendären Weltuntergangs-Szenarien Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb (GB 1964) von Stanley Kubrick und Fail-Safe (USA 1964) von Sidney Lumet realisierten der bayerische Komödienfilmer Hans Albin und die Remigranten Peter Berneis und Steve Sekely (Istvan Szekely) einen deutschen Paranoia-Thriller, zu dessen Vorbildern auch Don Siegels Invasion of the Body Snatchers (USA 1956) zählt. Expressionistische Tradition und aktuelle Atomkriegs-Ängste verschmelzen hier zu einem surrealen Alptraum. Während Der Chef wünscht keine Zeugen bei der zeitgenössischen Kritik nur Kopfschütteln hervorrief, fasziniert der obskure Film bis heute die Genre-Fans. Ein außergewöhnliches Beispiel des populären deutschen Kinos der 1960er Jahre. (bt)
Einführung: Bodo Traber
Am 2.11.2012 um 21.00 Uhr im Zeughauskino des Deutschen Historischen Museum