Das Geheimnis vom Brinkenhof (D 1923, R/B: Svend Gade, D: Henny Porten, Paul Henckels, Alf Blütecher, Gertrud Eysoldt, ca. 80′ 35 mm)
Henny Portens Starkarriere ist Mitte der 1920er Jahre intakt, wenn auch nicht mehr ganz so strahlend wie in den 1910er Jahren. Sie hat zuletzt einen Teil ihrer Filme selbst produziert und sich auch auf kunstambitionierte Projekte eingelassen, die bei ihrem Stammpublikum nur bedingt Anklang fanden. 1922 kehrt sie mit Stoffen im bäuerlich-kleinbürgerlichen Sujet und sozial wie moralisch klar bezeichneten Konflikten zur Dramaturgie ihrer Erfolgsfilme zurück. DAS GEHEIMNIS VOM BRINKENHOF knüpft daran an. Henny Porten gibt eine Gutsherrin im Sauerländischen, die streng und souverän den Hof führt. Aber auf ihr lastet ein Geheimnis aus der Vergangenheit, das sie und ihre Umgebung bedrückt. Die verdrängten Ereignisse drohen sie und den Brinkenhof abermals in den Abgrund zu reißen. Mit der Rückkehr zu den dramatischen Unterhaltungsbedürfnissen des Stammpublikums von Henny Porten geht gerade in einer so krisenhaften Realität wie 1923 einher, ein Happy End zu gewähren. Svend Gade, der 1921 Asta Nielsens Hamlet inszeniert hatte, dreht Das Geheimnis vom Brinkenhof überwiegend on location in der Gegend von Arnsberg. Er versucht, die ländliche Idylle mit Helldunkel-Effekten und harten Einschnitten traumatischer Erlebnisse zu überformen und dem Film einen phantasmagorischen Unterton zu geben, gegen den Henny Porten als unbeschränkte Mittelpunktsfigur souverän anspielt. (jk)
Klavierbegleitung: Stephan von Bothmer
Einführung: Jürgen Kasten (Film- und Fernsehwissenschaftler, Autor und Regisseur)
Am 4.5.2012 um 19.00 Uhr im Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums (DHM)
Im Rahmen der Veranstaltung wird der gerade erschienene von Jürgen Kasten und Jeanpaul Goergen herausgegebene siebte Band der FILMBLATT-Schriften Henny Porten – Gretchen und Germania. Neue Studien über den ersten deutschen Filmstar vorgestellt.
Henny Porten (1890-1960) verkörperte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wie kaum eine andere Schauspielerin das populäre Bild der deutschen Frau. Ihre Filme und Figurenkonzepte kreisen um weibliche Fürsorge und Opferbereitschaft und spiegeln darin Leitbilder älterer Generationen. Zwischen 1906 und 1955 wirkte Henny Porten in mehr als 100 Filmen mit, die spannende Einblicke in die Ästhetik des deutschen Genrekinos erlauben.
Die Autoren des Bandes untersuchen Henny Portens Rollenbilder in wiederentdeckten Filmdramen und Komödien aus den Jahren 1911 bis 1928. Sie behandeln ihren emotionsbetonten Schauspielstil und dessen Darstellungsmittel ebenso wie die Inszenierung und Produktionsgeschichte der Filme. Der Band leistet damit einen Beitrag zur Geschichte deutscher Filmstars und regt zur Neubewertung des heute weitgehend vergessenen ersten deutschen Filmidols an.
Mehr Informationen zu dem Band finden Sie auf unserer Homepage unter Filmblatt Schriften.
Das Filmmuseum Potsdam zeigt am 26. Mai anlässlich der Vorstellung des neuen Buches den ebenfalls lange als verschollen geglaubten Film „Mutter und Kind“ (1924), der von den inneren Kämpfen einer Leihmutter erzählt, die sich nicht von ihrem Kind trennen kann. Auch dieser Film wird von Mitherausgeber Jürgen Kasten eingeführt.