Filme der Auslandsorganisation der NSDAP in Argentinien: WINTERSONNENWENDE (Deutschland/Argentinien 1936, Gerhard Huttula), FERN VOM LAND DER AHNEN (Deutschland/Argentinien 1937, Gerhard Huttula)
Im „Dritten Reich“ entstanden neben propagandistischen Spielfilmen, die die ausgewanderten deutschen „Volksgenossen“ zur Rückkehr nach Deutschland aufforderten, auch umgekehrt Reisefilme, die die Mission des Deutschtums im Ausland verherrlichten. Einer dieser dokumentarischen Filme ist FERN VOM LAND DER AHNEN (1937), eine vorzüglich fotografierte und flott montierte Low-Budget-Produktion der bereits 1931 gegründeten Landesgruppe der Auslandsorganisation der NSDAP in Argentinien. Nach den Parteiaktivitäten in Buenos Aires wird vor allem die beschwerliche Reise eines Parteivertreters zu den deutschen, über Argentinien verteilten Siedlungen geschildert. Wir treffen „Pioniere der deutschen Kultur“, Bauern, Viehzüchter und Ingenieure, eine HJ-Gruppe und Sportler, die der SA nacheifern, sehen Schafe und Hakenkreuze in der Pampa und lauschen Hitler bei einem festlichen Kinoabend. Die Regie führte der nach Argentinien ausgewanderte Kameramann Gerhard Huttula, der ab 1938 wieder in Deutschland arbeitete und Karriere machte als Experte für Trickaufnahmen.
Nach der deutschen Uraufführung von FERN VOM LAND DER AHNEN im September 1937 wurde besonders die Machart des Films bewundert: „Die Wucht dieses Films liegt in den Bildern, die nicht gestellt, sondern durchweg beim Leben und bei der Arbeit mit der Kamera erspäht sind. Man könnte also Reportage sagen. Und dennoch sagt dieses Wort für einen solchen Film nicht genug. Dieser Film ist eine Sinfonie optischer Gestaltung! Er ist das hohe Lied der ernsten Wirklichkeit des Auswanderers, seines Lebens und seiner Arbeit. (…) Seine landschaftlichen Stimmungsaufnahmen sind derartig schön, wie man sie nicht oft in Kulturfilmen und dann nur von Meistern der Kamera erblicken kann.“ (Der Film, 4.9.1937)
Als Vorfilm läuft WINTERSONNENWENDE (1936), eine weitere Produktion der Auslandsorganisation der NSDAP in Argentinien.
In einem Einführungsvortrag wird der Filmhistoriker Dr. Philipp Stiasny zunächst die Geschichte der deutsch-argentinischen Filmbeziehungen skizzieren und danach den politischen und historischen Entstehungskontext von FERN VOM LAND DER AHNEN erläutern.
Das Filmprogramm:
WINTERSONNENWENDE (Vorfilm)
Deutschland / Argentinien 1936, Regie/Kamera: Gerhard Huttula, Produktion: Aus-landsorganisation der NSDAP, Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv, 35mm, 10 Minuten
FERN VOM LAND DER AHNEN
Deutschland / Argentinien 1937, Regie/Kamera: Gerhard Huttula, Text: Felix Schmidt, Produktion: Auslandsorganisation der NSDAP, Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv, 35mm, 50 Minuten
30. April 2012, 19 Uhr, Arsenal 2