Die Pest in Florenz (D 1919, R: Otto Rippert, B: Fritz Lang, Bauten: Hermann Warm, Franz Jaffé, Walter Reimann, Walter Röhrig, P: Erich Pommer, D: Theodor Becker, Marga Kierska, Julietta Brandt, 101’)
Nur vier Monate nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, nach Revolution und Republikgründung, in einer Zeit der Unruhe, des Hungers und des Aufbruchs beginnt in Weißensee die Produktion von PEST IN FLORENZ, einem Gegenstück zu Ernst Lubitschs Revolutionsoperette MADAME DUBARRY aus dem gleichen Jahr. Voller Pracht und Spektakel erhebt dieser erste Film der Decla-Weltklasse den Anspruch, mit den Monumentalfilmen aus Hollywood gleichzuziehen. Die Außenaufnahmen wurden unter anderem im Park von Schloss Linderhof gedreht. Das Drehbuch zu PEST IN FLORENZ schrieb Fritz Lang, und der Film ist eines seiner wenigen erhaltenen Frühwerke: Erzählt wird eine Geschichte aus dem Florenz der Renaissance, wo die wunderschöne Kurtisane Julia dem Machthaber der sittenstrengen Stadt wie auch seinem Sohn den Kopf verdreht. Als der Vater sie aus Eifersucht foltern lässt, erschlägt ihn der Sohn, und es beginnt eine Zeit des Sinnenrausches, der freien Liebe und Zügellosigkeit. Dann aber hält eine andere weibliche Macht Einzug: die Pest, die das lebenslustige Florenz in eine Stätte des Grauens verwandelt. Wie in seinen späteren Filmen misst Lang auch schon in PEST IN FLORENZ der Ausstattung großes Gewicht bei, gewinnt der vertikalen architektonischen Ordnung besondere dramaturgische Spannung ab und spinnt ein ganzes Netz kunsthistorischer Verweise, die bis zu den Gemälden Arnold Böcklins reichen. Zudem kreist sein Film bereits um zwei Hauptmotive, die Lang in METROPOLIS (1927) erneut aufgreift: den ödipalen Konflikt des Mannes und das dämonische Wesen der Frau.
Einführung: Ursula von Keitz, Professorin für Film-/AV-wissenschaft an der Universität Bonn
Kopie: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung (restaurierte Fassung)
Am 6. Mai 2011, 19.00 Uhr, im Zeughauskino