Die Lieblingsfrau des Maharadschas, 3. Teil (D 1921, R: Max Mack, D: Gunnar Toelnaes, Fritz Kortner, Erna Morena, Aud Egede Nissen, 94’)
Exotik und Erotik sind stets Attraktionen populärer Medien. Die Kombination von beidem ist es um so mehr. Dies gilt für Heftchenromane und Belletristik ebenso wie für den frühen Film. Das Fremde, Ungesehene, Unerlaubte und Unerlebte öffnet weite Assoziationsfelder insbesondere auch für das Kinopublikum bürgerlicher Mittelschichten, das in den 1910 Jahren überwiegend weiblich gewesen sein soll. Eine dafür kreierte Figur ist der schöne, edle, aber verschlossene Orientfürst, den attraktive Schauspieler mit besonderer Aura verkörpern. Zu ihnen gehört nicht nur Rudolph Valentino. Heute kaum noch bekannt ist ein europäischer Star der späten 10er Jahre: der Norweger Gunnar Toelnaes, Held in den Filmen DIE LIEBLINGSFRAU DES MAHARADSCHAS, die 1916 und 1918 in Dänemark entstanden. 1920/21 verfilmte die Ufa den Stoff mit einem dritten Teil, in Zeiten, als das Kino aufgrund schwierigster wirtschaftlicher Lage abermals ein Ort der Sehnsucht war. Toelnaes spielt erneut den indischen Prinzen, in den sich eine Engländerin verliebt. Mutig reist sie ihm nach, fällt aber dem abgrundtief bösen Bruder des Maharadschas in die Hände. Wie an jedem Fürstenhof gibt es auch in Indien vor allem männliche Intrigen, die entweder durch Gewalt, ein Rudel Löwen oder durch die Hingabe der Lieblingssklavin des Maharadschas aufgelöst werden. Schließlich erkennt auch er die Liebe der fremden Frau, die bereit war, für ihn zu sterben. Nicht nur die Backfische Berlins waren 1921 sentimental entflammt. Regisseur Max Mack bemühte sich redlich, neben den Träumen und Schaureizen schöner Frauen auch den Zauber Indiens mit den Mitteln des Ufa-Ateliers zu entfalten.
Einführung: Jürgen Kasten (CineGraph Babelsberg)
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
Am 4. Februar 2011, 18.30 Uhr, im Zeughauskino