Matthias Fanck: Arnold Fanck. Weisse Hölle – Weisser Rausch. Bergfilme und Bergbilder, 1909-1939. Mit einem Vorwort von Kurt Diemberger. Zürich: AS Verlag 2009, 160 Seiten, 169 Abb.
ISBN 978-3-909111-66-4, € 49,80
Wenn Fritz Lang, Ernst Lubitsch, Friedrich Wilhelm Murnau und Georg Wilhelm Pabst als die Leuchttürme des Weimarer Kinos gelten, so darf moniert werden, dass Arnold Fanck (1889-1974) in dieser Reihe fehlt. Zwar ist Fanck der anerkannte Erfinder des Bergfilmgenres und damit einer Ästhetik, die prägend war für das Werk seiner Schüler Luis Trenker und Leni Riefenstahl, für die moderne Sportreportage wie für den Expeditions- und den Heimatfilm. Doch Fanck blieb ein Außenseiter, sowohl was seine Biografie, die Filmarbeit unter freiem Himmel und on location, die unabhängige Produktionsweise, seine Natur- und Technikfaszination und sein Changieren zwischen Spiel- und Dokumentarfilm anging. An Publikationen zu seinem Werk mangelt es mittlerweile nicht mehr; besonders erwähnt sei nur der vorzügliche Sammelband Berge, Licht und Traum – Dr. Arnold Fanck und der deutsche Bergfilm (München 1997).
Matthias Fanck hat nun einen Bildband im Format 24 x 30 cm herausgebracht, in dem zahlreiche Fotografien aus dem Nachlass seines Großvaters erstmals abgedruckt sind. Vor allem eines führt der Band wieder vor Augen: das betörende fotografische Moment, die Photogénie der Filme, selbst wo sie in Einzelaufnahmen zerlegt werden – eine Praxis, die bereits aus diversen, von Fanck selbst herausgegebenen Büchern zu seinen Filmen bekannt ist. Matthias Fanck liefert eine biografische Skizze des Regisseurs sowie kurze, historisch informative Anmerkungen zu den 13 Hauptwerken von DAS WUNDER DES SCHNEESCHUHS (1920) bis zu EIN ROBINSON (1938-1940), gedreht in Patagonien und auf politischen Druck hin propagandistisch aufgezogen. Es war ein letztes großes Projekt, von dem sich Fanck später distanzierte. Tragisch sei, so Matthias Fanck, dass damit eine lange, produktive Schaffenszeit mit einem Tief- und nicht mit einem Höhepunkt zu Ende ging. Den Großteil des Buches bilden Fotografien aus den Filmen, Aufnahmen von den Dreharbeiten in Schnee und Eis und zeitgenössische Plakate. Zusätzlich enthält es detaillierte Stabangaben samt Hinweisen auf Archivstandorte und DVD-Veröffentlichungen, Kurzbiografien von Fancks wichtigsten Kameraleuten und eine knappes Glossar mit technischen Hintergrundinformationen. Ein schöner, prächtiger Bildband. (Philipp Stiasny)
Philipp Stiasny ist freischaffender Filmhistoriker. Lehrt Filmgeschichte an der FU Berlin und kuratiert die Filmreihe „Die Freunde des schrägen Films“ im Kino Babylon in Berlin. Mitglied von CineGraph Babelsberg und Redakteur von Filmblatt. Autor von Das Kino und der Krieg. Deutschland 1914-1929 (München 2009).
Filmblatt 43 – Besprechungen online
Veröffentlicht am 3.11.2010
Redaktion: Ralf Forster, Michael Grisko, Philipp Stiasny, Michael Wedel
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