HENNY PORTEN BESUCHT DÜSSELDORF (1925) + MUTTER UND KIND (D 1924, R: Carl Froelich, D: Henny Porten, Wilhelm Dieterle, Erna Morena, Friedrich Kayssler, Arnold Rieck, Willy Fritsch), 63’
Mit MUTTER UND KIND kehrt Henny Porten zu den Wurzeln ihres Erfolgs zurück. In den Jahren zuvor hatte sie Ausflüge in den kunstambitionierten Film unternommen und war in Charakterrollen der Welt- und Religionsgeschichte zu sehen. Ihr Stammpublikum goutierte diesen Rollenwechsel jedoch nur zögerlich. MUTTER UND KIND, nach Friedrich Hebbels dramatischem Gedicht von 1857, ist einerseits ein anspruchsvoller literarischer Stoff, der sich andererseits aber auf einen einfachen dramatischen Konflikt herunterbrechen lässt: den Kampf einer jungen Mutter um ihr Kind. Leihmutterschaft war zu Hebbels Zeiten eine gar nicht so seltene Verdienstmöglichkeit für proletarische Paare, 1924 ist es das allerdings kaum mehr. Aber der dramatische Konflikt, den der Film konsequent ansteuert, bleibt zugkräftig. Natürlich kann sich die von Porten verkörperte Figur nicht von ihrem Kind trennen. Sie ist bereit, die mit der Leihmutterschaft erkaufte materielle Existenz und darüber hinaus sogar ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Den Höhepunkt des Films markiert ihre nächtliche Flucht mit dem Säugling auf einem Floß die Saale hinab. Millionen stockte damals der Atem, ob des Realismus der Szene und des bis zum Äußersten betonten Naturalismus im Spiel der Hauptdarstellerin, die zur Furie wird, wenn ihr Liebstes bedroht wird. MUTTER UND KIND war ein großer Erfolg, nicht nur in Deutschland: „Ein künstlerischer Volksfilm“ (Film-Kurier, 14.11.1924), jubelte selbst die anspruchsvollere Kritik.
Kopien: Bundesarchiv-Filmarchiv
Einführung: Jürgen Kasten, CineGraph Babelsberg
Am 15. Oktober 2010, 19.00 Uhr, im Zeughauskino