Der in Berlin geborene Horst Grund gehört zu den wenigen von etwa 800 namentlich bekannten Filmberichtern der Propagandakompanien, die auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgreich für deutsche Wochenschauen filmten. In 29 Ausgaben der Deutschen Wochenschau aus dem Zeitraum 1941 bis 1945 lassen sich Aufnahmen des Marine-Filmberichter Grund belegen. So berichtete er von den Kämpfen um die Festung von Sewastopol auf der Halbinsel Krim Ende Juni 1942. Bei den Filmaufnahmen vom Rückzug der deutschen Truppen im August 1943 auf der Straße von Messina koppelte Grund seine beiden Kameras, eine Askania Z und seine Arriflex, und verwendete sie als „Doppelkamera“. Dies ermöglichte ihm, ohne Assistenten parallele Aufnahmen von ein und demselben Schauplatz in Form von Großaufnahmen und Bildern in der Totale zu drehen. Für die geplante farbige Monatsschau Panorama machte er von Frankreich aus Probeaufnahmen von der V1 im Fluge. Wenige Monate vor Kriegsende drehte Grund auf dem Plöner See Aufnahmen über den Einsatz von Kleinkampfmitteln der Kriegsmarine. Durch Schnitt und Kommentar manipuliert, dienten diese Bilder in der Deutschen Wochenschau vom Februar 1945 noch als Beleg für angebliche Erfolge deutscher Sprengbootfahrer bei der Zerstörung einer holländischen Brücke. Dank der im schriftlichen Nachlass von Horst Grund überlieferten Filmaufnahme-Tagesberichte konnten unveröffentlichte Rohaufnahmen identifiziert werden, welche hier erstmals gezeigt werden.
Bei der 1950 in Hamburg gegründeten Neuen Deutschen Wochenschau fasste Grund nach einem erneut kurzen Intermezzo als Spielfilmkameramann – er hatte von 1931 bis 1934 bei der Tobis eine kameratechnische Ausbildung absolviert – schnell Fuß. Themenschwerpunkte seiner Arbeit, die er von seinem Düsseldorfer Büro aus betreute, bildeten Aufnahmen von Sportwettkämpfen und die politische Berichterstattung aus der bundesdeutschen Hauptstadt Bonn. Auf Auslandsreisen der Bundeskanzler und Bundespräsidenten gehörte Grund für die Wochenschau zum mitreisenden Journalistentross. So war er dabei, als Kanzler Adenauer im September 1955 zu Verhandlungen über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen in die Sowjetunion nach Moskau reiste. Über den mehrtägigen Besuch Adenauers in Persien drehte Horst Grund 1957 einen 25minütigen „Dokumentarbericht“ in Farbe, den das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung mit etwa 130.000 DM finanzierte. Der Film gelangt in einer neuen 35mm-Farbkopie zur Wiederaufführung. Als ein Erdbeben in der Nacht des 29. Februars 1960 die Stadt Agadir in Marokko völlig zerstörte, begleitete Horst Grund Sanitätssoldaten der noch jungen deutschen Bundeswehr zu ihrem ersten Auslandseinsatz. Seine sechstägigen Dreharbeiten in der Krisenregion bezeichnete er als das „erschütterndste Erlebnis in den langen Jahren meiner Tätigkeit als Wochenschaureporter“. Der Nachlass Horst Grund [Signatur N 1603] wird im Bundesarchiv aufbewahrt.
Einführung: Babette Heusterberg, Referatsleiterin im Bundesarchiv-Filmarchiv. Veröffentlichungen u.a. über das Mitgliedschaftswesen der NSDAP, den Filmpionier Oskar Messter und Amateurfilme deutscher Soldaten im Zweiten Weltkrieg.
Die Filme:
DEUTSCHE WOCHENSCHAU 556/19/1941 [Auschnitt]
KOMMODORE BONTE LAGER (AvT), Mai 1941
LEBEN UND TREIBEN DEUTSCHER SOLDATEN IN KONSTANZA (AvT), Nov. 1941
NEUE DEUTSCHE WOCHENSCHAU, Nr. 294, 15. September 1955
BESUCH BEIM PFAUENTHRON. REISE DES BUNDESKANZLERS KONRAD ADENAUER IN DEN IRAN 28. März – 2. April 1957.
UFA-WOCHENSCHAU Nr. 189, 11. März 1960
HORST GRUND, MARINE-FILMBERICHTER 1941-1945, ÜBER SEINE ARBEIT. 1990 (1988) [Ausschnitt]
Kopien: Bundesarchiv-Filmarchiv
11. Oktober 2010, Arsenal 2, 19.00 Uhr