Der Lude (DDR 1984, Regie: Horst E. Brandt, Szenario: Claus und Wera Küchenmeister, 93′)
Vor achtzig Jahren starb in Berlin der 22 Jahre alte Student Horst Wessel eines gewaltsamen Todes. Die Nazis machten den Friedrichshainer SA-Führer und Dichter ihrer Parteihymne zum Nationalheiligen und „Christussozialisten“, die Kommunisten hingegen schmähten den Toten als Zuhälter, der bei einer Streitigkeit im „Milieu“ umgekommen sei. Dass die preußische Polizei die Wessel-Attentäter bald darauf im Umfeld der KPD ermittelte, galt der Partei als Beispiel „bürgerlicher Klassenjustiz“. Der DEFA-Spielfilm DER LUDE steht ganz in dieser Tradition. Er erzählt – in Teilen verfremdet – die Geschichte des Wessel-Mordes als „politische Intrige“. Der Film vermittelt den Eindruck, den Kommunisten, moralisch integer und „ungeheuer sympathisch“ sei die Tat fälschlich angelastet worden – mit schrecklichen Folgen für die Beschuldigten.
DER LUDE ist ein spätes Beispiel des antifaschistischen Spielfilms in der DDR und sollte besonders junge Leute in die Kinos locken. Vielleicht auch deshalb setzte er verstärkt auf „Sex & Crime“: Die „authentische Geschichte um kleine Leute und große Gangster“ – wie es auf einem Filmplakat hieß – warb mit Spannung und Sinnlichkeit. Dennoch kam der Film bei den Zuschauern nicht an: Eine Zeitung sprach von einem „blässlichen Provinzstück“, das bloße Hintertreppenkonstruktion bleibe.
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
Einführung: Daniel Siemens, Universität Bielefeld, Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie. Autor der Biografie Horst Wessel, Tod und Verklärung eines Nationalsozialisten, Siedler Verlag München, 2009, 351 Seiten mit zahlreichen Abbildungen.
Am 7. Mai 2010, 19.00 Uhr, im Zeughauskino