Jeanpaul Goergen: Bunte Bilder aus dem Farbenbottich. Tonung und Virage in dokumentarischen Filmen der 1910er und 1920er Jahre. – Der Einsatz von Tonung und Virage in dokumentarischen bzw. nichtfiktionalen Filmen der Stummfilmzeit ist bisher kaum erforscht. Nach einem Überblick über den Forschungsstand werden diese aus dem Spielfilm wohlbekannten Farbverfahren am Beispiel von Naturaufnahmen und Aktualitäten, Industriebildern, Aufnahmen aus dem Ersten Weltkrieg sowie Kultur- und Werbefilmen der Weimarer Republik untersucht. Detallierte Einzelanalysen beschäftigen sich mit dem Verhältnis von Farbgebung und Aufbau und Struktur der Filme: So ist es möglich, Kodes und Muster herauszuarbeiten, die sich verallgemeinern lassen. [3]
Brigitte Braun: Mit Fridericus Rex gegen Franzosen und Belgier. Nationales Kino im Ruhrkampf 1923. – Im März 1923, nur wenige Wochen nach dem Einmarsch von französischen und belgischen Truppen im Ruhrgebiet, gelangen die letzten beiden Teile der vierteiligen Filmbiografie Fridericus Rex von Arzén von Cserépy in die Kinos. Der vierte, während des Siebenjährigen Krieges spielende Teil Schicksalswende gewinnt unerwartet an Aktualität, zeigt er doch Friederich und seine Truppen in einer ebenso aussichtslos scheinenden Situation wie die der Republik. Auch die Regierung Cuno versucht 1923 trotz Inflation und Arbeitslosigkeit Solidarität und Widerstandsgeist gegen die Ruhrbesetzung zu mobilisieren. Wichtiges Hilfsmittel sind dabei Filmaufnahmen aus dem besetzten Gebiet (Unter fremdem Joch, Die Ruhrschande) über die Brutalität der Besatzer und das Leid der Bevölkerung. [67]
Renata Helker: Ferdinand Marian. Traumatisierung des Männlichen. – Der Schauspieler Ferdinand Marian war eine Ausnahmeerscheinung im deutschen Kino. Sein Entwurf des Männlichen, der stets durch eine Nähe zur Dekadenz und Dämonie gezeichnet war, stand quer zum Männlichkeitsideal des nationalsozialistischen Kinos, reichte sein Eros doch hinab in die Erfahrung eines nicht bewältigten Schmerzes und in das Trauma einer gespaltenen Persönlichkeit. Der Text untersucht das Scheitern männlicher Identität vor allem in Ferdinand Maians letztem Film Die Nacht der Zwölf (1944/48). Es gilt zu zeigen, dass es gerade das Schauspiel und nicht die Erzählung des Films ist, in dem sich die Krise des Männlichen als Drama einer innerlichen Verwahrlosung entfaltet. [87]
Rolf Aurich: Politik der Illusionen. Johann (1943) – ein Film nach einem Stoff von Theo Lingen. – Theo Lingen als botmäßig dienstfertiger Kammerdiener Johann vermittelt in dem 1943 von Robert Adolf Stemmle inszenierten Lustspiel Johann nicht weniger als das Lob des Individualismus in einer hierarchisch gegliederten Welt. Seitenhiebe gegen den Adel können hier auch ganz anders verstanden werden, weshalb der Film vor der staatlichen Freigabe gekürzt werden musste. Die Johann-Figur ist Lingens erste tragende Filmrolle und das künstlerische Konzentrat aller seiner Figuren. Ganz auf ihn als Hauptdarsteller und Autor der Bühnenvorlage zugeschnitten, steckt darin eine Lebensphilosophie und der vage Ausblick von der Hitlerzeit in eine kommende Welt. Ein Film des Übergangs. [99]
Service
Neue Archivfilme im Verleih (III) [105]
Besprechungen
Film-Editionen
Rundschau – Aufsätze zur deutsch(sprachig)er Filmgeschichte [132]