Svengali (D 1927, R: Gennaro Righelli, D: Paul Wegener, Anita Dorris, Alexander Granach, Hans Brausewetter, Hertha von Walther, ca. 113′)
„Wer ist Svengali? Eine überragende Persönlichkeit, ein musikalisches Genie, ein Mensch von ungeheurer Willenskraft, der kraft seiner grenzenlosen Energie und seiner unheimlichen suggestiven Gewalt unbedeutende, armselige Menschen zu großen Künstlern macht – Puppen, die von seinem Willen, seiner Gnade abhängig sind. Eine unheimliche, furchteinflößende Erscheinung, die aber den Stempel des Genies auf der Stirn trägt, und vor der man sich unwillkürlich beugen muß. Eitel und selbstherrlich bis zum Größenwahn, unbeugsam und hart bei Erreichung seines Zieles, aber groß noch in der Stunde des Todes! – Das ist „Svengali“, wie ihn Paul Wegener in dem gleichnamigen Großfilm der Terra nach einem Manuskript von max Glaß unter der Regie von Gennaro Righelli verkörpert.“ (Kinematograph, Nr. 1065, 17.7.1927, Anzeige)
Die junge Trilby schafft es nicht, Künstlerin zu werden und verdingt sich als Wäscherin im Laden ihrer Mutter. Eines Tages erlebt sie einen Auftritt des berühmten Musikers Svengali. Sie gerät ganz in den Bann seiner dämonischen Macht und ist ihm fortan hoffnungslos ausgeliefert. Mit Hilfe seiner hypnotischen Fähigkeiten verhilft Svengali ihr zu einer großen Karriere als Sängerin, allerdings um den Preis, dass sie ihr bisheriges Leben vergisst und auch ihren Geliebten nicht mehr wiedererkennt… – Die Geschichte vom dämonischen Hypnotiseur Svengali und seinem Medium Trilby ist so alt wie das Kino. George du Mauriers Roman Trilby erscheint im Jahr 1894 und gilt als der Bestseller jener Jahre. Schon 1895 bringt Edison eine Reihe von Kurzfilmen heraus, die auf diesen Roman anspielen. Die Reihe der folgenden Verfilmungen ist lang und das Interesse am Hypnotismus, das Ende des 19. Jahrhunderts in den Wissenschaften und in der populären Imagination boomt, prägt das Kino der ersten zwei Dekaden und ist in den Filmen der zwanziger Jahre wiedererwacht. Svengali wird von Paul Wegener gespielt: seine Persona ist mit neoromantischen bis mythischen Figuren wie in DER STUDENT VON PRAG und DER GOLEM verbunden.
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
Einführung: Jörg Schweinitz, Universität Zürich, Seminar für Filmwissenschaft
Am 5. Februar 2010, 18.30 Uhr, im Zeughauskino