Helmut G. Asper: „Meine Erfahrungen mit den Filmleuten“. Arthur Schnitzler und der Film
Zu einer Zeit, als der Film noch als künstlerisches Medium abgelehnt wurde, war Arthur Schnitzler daran interessiert, selber als Filmautor tätig zu werden. Angeboten, bei einer Filmfirma als dramaturgischer Berater mitzuarbeiten, stand er ebenso aufgeschlossen gegenüber wie Verfilmungen seiner Werke, bei denen er sich am Drehbuch beteiligte und sich ein Mitspracherecht sicherte. Als freischaffender Autor war Schnitzler am Film auch als neuer Einnahmequelle interessiert. Anhand von Schnitzlers Filmentwürfen und brieflichen Äußerungen wird sein ästhetisches Konzept dargestellt; die umfangreiche Korrespondenz und seine Tagebücher geben Aufschluss über seinen jahrzehntelangen oft vergeblichen Kampf mit den Filmgesellschaften, um seine künstlerischen und finanziellen Forderungen durchzusetzen. [5]
Wiederentdeckt
Wie zahlreiche andere gleichzeitig entstandene Jugendproblem-, Rock’n’Roll- und Halbstarkenfilme verspricht Artur Brauners Die Frühreifen Aufbegehren und Exzess, Lautstärke und Tempo, Sex und Gewalt. Exemplarisch steht der Film damit für eine bundesrepublikanische Produktionsstrategie, die in den 1950er Jahren amerikanische Vorbilder und popkulturelle Begleiterscheinungen in Musik und Mode ebenso gezielt aufgreift wie aktuelle Streitpunkte, Wünsche und Ängste. Der Aufsatz bettet Die Frühreifen ein in die Geschichte einer Jugendkultur im Umbruch, untersucht die Rolle des Musikstars Peter Kraus und den Gestus der Provokation. Der Film erscheint als ein seltsam querstehendes Werk über Generationenkonflikte und Lebensentwürfe zwischen Wiederaufbau und Wirtschaftswunder, über Frustration, Langeweile und neue Geschlechterrollen. [21]
Der etwas mehr als einstündige Erstlingsfilm Warum sind sie gegen uns? des Regisseurs Bernhard Wicki zeigt die Liebe zwischen einem Hilfsarbeiter und einer Prokuristentochter. Der Film entsteht 1958 im Auftrag des Instituts für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht und soll junge Leute an der Schwelle zum Erwachsenwerden ansprechen. Wicki realisiert das Projekt in Mannheim, mit einer durchaus mit modernistischen Elementen arbeitender Ästhetik und teilweise episodischer Erzählweise. Der Aufsatz kontextualisiert den Film in Wickis Gesamtwerk, geht seinen Erzählformen zwischen dokumentarischem Anspruch und künstlerischer Stilisierung nach und beleuchtet seinen Einsatz in der Bildungsarbeit ebenso wie die zeitgenössischen Diskussionen über seinen künstlerischen Wert. [37]
Brigitta B. Wagner: Wohin führt die Spur? Berlin zwischen Ruinen und Unterhaltung [47]
Renata Helker: Hilde Hildebrand – Gestus des Selbstironischen
Die Schauspielerin Hilde Hildebrand (1897-1976) gehörte in den 1930er Jahren zu den avancierten Leinwandstars des deutschen Films. Als damenhaft Verruchte, raffinierte Geliebte oder spöttische Verführerin verlieh sie dem Typ des Vamps eine selbstironische Form, in der das Weibliche als ein Spiel mit gesellschaftlichen Konventionen, sozialen Rollen und erotischen Maskeraden entfaltet wird. Der Text untersucht das Schauspiel Hilde Hildebrands als einen Gestus des Selbstironischen und zeigt anhand ausgewählter Filme (Allotria,1936; Das Mädchen von gestern Nacht, 1938; Jenny und der Herr im Frack, 1941) auf welche Weise, ihre Darstellung eine originäre Ikonografie des Weiblichen artikulierte. Skizziert werden zudem wesentliche Stationen ihrer Karriere. [53]
Jeanpaul Goergen: Groteske Posen – Die Kabarettistin Margo Lion als Filmtyp
Die französische Chansonnière, Diseuse und Schauspielerin Margo Lion (1900-1989) ist im Berlin der Goldenen Zwanziger Jahre ein Star der Cabaret- und Revueszene. Ihre Marke ist das Exzentrische und Groteske, das Nervös-Exaltierte. Im Film wird sie nur in kurzen Rollen als komisch-verrückte Type oder Sängerin besetzt. Unvergessen aber ihre Jenny in L’opéra de quat’sous (1931) von Georg Wilhelm Pabst. Der Text zeichnet die Karriere und das Rollenprofil von Margo Lion im Weimarer Kino nach. Ausführlicher diskutiert werden ihre Auftritte in Die Koffer des Herrn O.F. (1931), Die große Attraktion (1931) und 24 Stunden aus dem Leben einer Frau (1931). [63]
Chris Wahl: Mehrfach ungewöhnlich. Das politische Melodrama Schwarze Rosen (1935)
Unter dem Regisseur Paul Martin drehte das Traumpaar der Ufa-Tonfilmoperetten, Lilian Harvey und Willy Fritsch, 1935 einen ungewöhnlichen Film: Schwarze Rosen. Im Gegensatz zu den heiteren musikalischen Lustspielen, mit denen die beiden Stars berühmt geworden waren, handelt es sich bei Schwarze Rosen um ein düsteres Melodram, an dessen Ende Verbannung, Verzweiflung und Selbstmord stehen. Der Beitrag geht nicht nur auf den Stellenwert des Films in der Karriere der drei genannten Personen ein, sondern auch auf seine Bedeutung im Rahmen der faschistischen Filmpolitik und auf sein Schicksal als auf Deutsch, Englisch und Französisch gedrehter Sprachversionsfilm der Ufa. [75]