Der Herr vom andern Stern (D 1948, R: Heinz Hilpert; D: Heinz Rühmann, Anneliese Römer, Hilde Hildebrand, Otto Wernicke, Rudolf Vogel, Bruno Hübner)
Ein Herr von einem anderen Stern verirrt sich auf die Erde und gerät
in ein autoritär-bürokratisches System, dem er möglichst schnell wieder
zu entfliehen sucht. Doch dazu braucht er zwei Stunden Konzentration, um
die Materie durch den Geist beherrschen zu können, und diese Ruhe
findet er weder auf dem Meldeamt, an dem er sich einzufinden hat, noch
bei den Sicherheitsbehörden oder dem Minister. Als „Staatenloser ohne
Vaterland“ irrt er zwischen Büropalästen und Mietskasernen umher und ist
schließlich sogar bereit, wegen einer Frau ein Erdenbürger zu werden.
Er versucht sich beim Militär oder in der Politik, aber niemand will
wirklich wissen, dass auf seinem fernen Planeten im Laufe von
dreitausend Jahren ohne Krieg ein Gemeinwesen entstanden ist, in dem
nach dem Prinzip von Vernunft und Vertrauen gelebt werden kann. Erst im
Gefängnis findet der Mann zu seiner geistigen Konzentration zurück…
DER HERR VOM ANDEREN STERN gehört, wie Käutners DER APFEL IST AB oder
Rabenalts CHEMIE UND LIEBE, zu jenen Nachkriegskomödien, die ihre Zeit
mit überhöhten satirisch-kabarettistischen Mitteln beleuchten. Mit
Lizenzen der drei westlichen Besatzungsmächte in den Ateliers
München-Geiselgasteig gedreht, erwies sich der letztlich resignative
Film, der die Wiederkehr des Immergleichen in der Geschichte beschwor,
als Kassengift. Kaum jemand wollte im Kino der eigenen Unfähigkeit
begegnen, Utopien wahrnehmen, geschweige denn leben zu können. Für den
Hauptdarsteller und Co-Produzenten Heinz Rühmann, dessen eigene Firma
„Comedia“ den Film produzierte, bedeutete DER HERR VOM ANDEREN STERN ein
finanzielles Fiasko. Heute gehört der Film zu den spannendsten Belegen
für die Versuche, Zeitgeschichte abseits des „Trümmerfilms“, mit Hilfe
einer heiter-nachdenklichen Parabel zu spiegeln.
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
Einführung: Ralf Schenk
Am 5. Dezember 2008, 18.30 Uhr, im Zeughauskino